Nigeria: Vom Ressourcenkonflikt zur Staatskrise

 (DR)

Einst ging es im Ressourcenstreit Nigerias um zugebaute Weiderouten, getötete Kühe und zerstörte Felder. Mittlerweile ist aus dem Konflikt um knapper werdendes Land eine Staatskrise geworden. Allein seit Jahresbeginn sind in Zentralnigeria mehrere hundert Menschen ums Leben gekommen. Das sind mehr Opfer als im Konflikt mit der Terrorgruppe Boko Haram, die im Nordosten aktiv ist.

Knapper werdendes Land, das sowohl sesshafte Bauern, die überwiegend Christen sind, als auch die Viehhirten beanspruchen, die der ethnischen Gruppe der muslimischen Fulani angehören, birgt in Nigeria seit Jahren Konfliktpotenzial. Seit der Unabhängigkeit im Jahr 1960 hat sich die Bevölkerung fast vervierfacht und beläuft sich auf rund 190 Millionen Menschen.

Während vor Jahrzehnten Streitigkeiten – etwa, wenn Kühe Felder zerstört hatten – durch Gespräche und Entschädigungen beigelegt wurden, kommt es heute immer häufiger zu blutigen Ausschreitungen. Ein Grund dafür ist, dass Schätzungen zufolge rund 350 Millionen Kleinwaffen im Land zirkulieren. Auch Viehhirten sind bewaffnet, um sich vor Diebstahl zu schützen. Kritiker sagen, sie griffen gezielt ganze Dörfer an und töteten die Bewohner.

In nigerianischen Medien werden die Hirten deshalb vielfach als "Fulani-Terroristen" bezeichnet. Ein Begriff, den viele Fulani als Verunglimpfung betrachten. Sie kritisieren, dass eine ganze ethnische Gruppe stigmatisiert werde. Außer Acht gelassen werde ebenso, dass auch zahlreiche Fulani ermordet würden. Beide Konfliktparteien kritisieren, dass es der Regierung bisher nicht gelungen sei, die Menschen in den betroffenen Regionen zu schützen. Auch habe es weder Verhaftungen noch Prozesse gegen die mutmaßlichen Täter gegeben. (kna, 22.05.2018)