Die neue Regierung des muslimischen Präsidenten Muhammadu Buhari mache bei der Lösung der Krise des westafrikanischen Landes "gute Fortschritte", sagte der Erzbischof von Jos am Donnerstag in Berlin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Auch der Emir von Kanam, Muhammad Mu'azu Muhammad II., bestätigte, dass es der Armee in jüngerer Zeit gelungen sei, die Strukturen der Boko-Haram-Kämpfer zu destabilisieren.
Der von Boko Haram seit 2009 vor allem im Norden Nigerias verübte Terror, der sich sowohl gegen Christen als auch Muslime richte, habe in der Bevölkerung Unsicherheit und Misstrauen geschürt, erklärten Kaigama und der Emir. Niemand könne wissen, ob nicht sein Nachbar der antiwestlichen Terrorgruppe angehöre.
Innerer Wiederaufaufbau des Landes als langfristiges Ziel
Für Nigeria komme es zum einen auf die Beendigung der Gewalt und zum anderen auf den inneren Wiederaufbau und die Versöhnung an. Dieser Prozess werde allerdings sehr viel mehr Zeit brauchen als der bisherige Konflikt. Die Religionsgemeinschaften versuchten, vor allem die Jugend und die jungen Menschen zu erreichen und auf ein künftig friedliches Zusammenleben vorzubereiten. Von bewaffneter Selbstverteidigung der Menschen gegen Boko Haram halten beide nichts. Der Schutz der Bevölkerung sei Aufgabe der Regierung und der Sicherheitskräfte.
Von der internationalen Staatengemeinschaft erhoffen sich Kaigama und Muhammad II., dass sie den Friedensprozess in Nigeria begleite sowie die gemäßigten und dialogbereiten Kräfte in Politik und Gesellschaft im Einsatz für das Gemeinwohl und im Kampf gegen die Korruption unterstütze. So wichtig es sei, Nigeria Geld und Entwicklungshilfe zu geben, so sei es wichtiger, die Politiker zu fragen, was sie damit für die Gesellschaft tun und erreichen.
Kirchliche Hilfswerke mit überkonfessioneller Unterstützung
Als hilfreich und vorbildlich bezeichnete der Erzbischof von Jos die gezielten, oft kleinen Projekte der kirchlichen Hilfswerke wie Misereor oder anderer Nichtregierungsorganisationen. Sie kämen allen Menschen unabhängig von ihrer Religions- und Stammeszugehörigkeit zugute.