Nordkorea feuert erste Langstreckenrakete ab

Die Luft brennt

Nordkorea hat ungeachtet internationaler Warnungen Raketen getestet. Bis zu sechs Sprengkörper seien gezündet worden und mehrere hundert Kilometer von der Küste Japans entfernt im Japan-Meer niedergegangen, teilte ein japanischer Regierungssprecher mit. Laut CNN handelte es sich bei einer der Raketen um eine Langstreckenrakete, deren Test jedoch fehlgeschlagen sein soll.

 (DR)

Nordkorea hat ungeachtet internationaler Warnungen Raketen getestet. Bis zu sechs Sprengkörper seien gezündet worden und mehrere hundert Kilometer von der Küste Japans entfernt im Japan-Meer niedergegangen, teilte ein japanischer Regierungssprecher mit. Laut CNN handelte es sich bei einer der Raketen um eine Langstreckenrakete, deren Test jedoch fehlgeschlagen sein soll.

Washington, Moskau und Berlin warnen
Die USA haben Nordkorea nach dessen Raketentests vor weiteren Provokationen gewarnt. Man werde die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um sich selbst und seine Verbündeten zu schützen, warnte ein Regierungssprecher am Mittwoch. "Wir beraten mit unseren internationalen Partnern über die nächsten Schritte." US-Präsident George W. Bush hatte die Aktion zuvor verurteilt. Sie zeige, dass sich das kommunistische Land weiter isoliere.
"Solch eine provokative Handlung verkompliziert die Situation um Nordkoreas Atomprogramm deutlich", teilte das russische Außenministerium der Nachrichtenagentur Interfax zufolge mit.
Die Bundesregierung hat die Raketentests als unverantwortliche Provokation verurteilt. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, die Tests unterliefen die Bemühungen, den Atomstreits mit Pjöngjang zu lösen und verschärften die Spannungen. Der Weltsicherheitsrat will sich auf Antrag Japans noch heute mit dem Thema befassen.


Hintergrundbericht

Welternährungsprogramm: Es gibt immer noch Hunger in Nordkorea
Während die politische Führung Nordkoreas mit neuen Raketentests international Kritik ausgelöst hat, bleibt die Versorgungslage in dem asiatischen Land weiter prekär. "Es gibt immer noch Hunger in Nordkorea", sagte der für Nordkorea zuständige Sprecher des UN-Welternährungsprogramms (WFP), Gerald Bourke, am Mittwoch in einem Telefonat mit dem epd in Peking.

"Obwohl die letzte Ernte relativ gut war, produziert das Land nicht genug Nahrungsmittel", fügte er hinzu. Dennoch musste die UN-Organisation die Verteilung von Lebensmitteln zunächst einstellen, weil die Regierung in Pjöngjang im vergangenen Jahr erklärte, solche Nothilfe werde nicht mehr gebraucht. Nach einer Unterbrechung von fünf Monaten kann das WFP seit 1. Juni wieder Lebensmittel verteilen.

Hauptstadt Pjöngjang besser versorgt als Restkorea
Das neue, reduzierte Hilfsprogramm erreicht laut Bourke 1,9 Millionen Menschen, zumeist Frauen und Kinder. "Wir arbeiten mittlerweile nur noch mit zehn ausländischen Mitarbeitern in Nordkorea, die Zutritt zu 30 Landkreisen haben", sagte er. Vor der Unterbrechung waren 40 internationale WFP-Helfer im Land, die in 160 Kreisen rund 6,5 Millionen Menschen versorgten, fast ein Drittel der Bevölkerung.

"Wir sind besorgt um die Menschen, denen wir nun nicht mehr helfen können", unterstrich Bourke. Das WFP und andere Organisationen waren Mitte der 90er Jahre in das abgeschottete und diktatorisch regierte Land gekommen, als Missernten und Überschwemmungen eine Hungersnot verursachten, die womöglich Millionen Menschen das Leben kosteten.

Nach Berichten von Ausländern, die im kommunistisch regierten Nordkorea leben, ist die Versorgung in der privilegierten Hauptstadt Pjöngjang und auf dem Land derzeit besser als in den Industriestädten des Ostens, wo Reis und Getreide besonders knapp sein sollen.
(epd, dr)

Im Interview: Nordasienexperte Prof. Sebastian Harnisch.