NRW-Kampagne gegen Gewalt im Namen der Ehre gestartet

"Ihre Freiheit - seine Ehre"

Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet (CDU) hat am Mittwoch in Ratingen die landesweite Kampagne "ihre Freiheit - seine Ehre" gestartet. Die Landesregierung werde "keine Gewalt im Namen der Ehre akzeptieren", betonte Laschet bei der Auftaktveranstaltung.

 (DR)

"Unverhandelbare Werte"
Freiheit, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung seien "unverhandelbare Werte" der Gesellschaft und durch das Grundgesetz ausdrücklich geschützt. Gewalt im Namen der Ehre verletze diese Werte in "fundamentaler Weise", so der CDU-Politiker weiter.
Im Rahmen eines Aktionstages "Mehr als die Ehre lieb' ich die Freiheit" räumte Laschet ein, dass es bislang weder genaue Zahlen, noch zuverlässige Statistiken über Gewalttaten im Nahmen der Ehre gebe. "Vieles liegt im Dunkeln", sagte der Minister.
Der Aktionstag war Auftakt für mehr als 30 Veranstaltungen auf lokaler Ebene in den nächsten Monaten, die sich gegen Gewalt im Namen der Ehre und Zwangsehen wenden. Außerdem werden 120.000 Postkarten mit den Motiven der Kampagne "ihre Freiheit - seine Ehre" in Moscheen, Vereinen, Multikulturellen Begegnungsstätten und Geschäften in ganz NRW verteilt.

Viel zu lange weggeschaut
Die Sprecherin des Aktionsbündnisses, Gülseren Çelebi vom Bochumer
Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe, Migrationsarbeit, beklagte, dass man sowohl bei den Migranten als auch bei der deutschen Mehrheitsgesellschaft viel zu lange weggeschaut, geduldet und geschwiegen habe. "Es kann und darf nicht sein, dass Gewalt im Namen der Ehre zur privaten Angelegenheit der Familie erklärt wird", so Celebi weiter.

"Eine Form der Sklaverei"
Die Berliner Frauenrechtlerin Seyran Ates betonte, Integration werde nur dann gelingen, wenn die Probleme zugewanderter Frauen so lange thematisiert würden, bis sie Gleichberechtigung im gleichen Maße wie deutsche Frauen erreicht hätten. Heiner Bielefeldt, Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte, nannte die Zwangsehe "eine Form der Sklaverei" und eine der schlimmsten Menschenrechtsverletzungen, die nicht hinnehmbar sei und gegen die man sich "auch politisch wehren" müsse.

Laschet wies darauf hin, dass familiäre Gewalt lange nicht nur ein Problem der Zuwandererfamilien sei. Etwa jede zweie Frau, die in einem der 62 Frauenhäuser des Landes Zuflucht suche, sei eine Deutsche, erklärte der Minister. "Wir haben kein Verständnis dafür, wenn manche Männer ihr Ansehen, ihre Ehre noch vom Sexualverhalten der Frauen in ihrer Familie ableiten", so der Minister.