Dem vatikanischen Nachrichtenportal "Vatican News" sagte Kardinal Mario Zenari am Mittwoch, Damaskus erleide ein "Wiederaufleben des Krieges". Besonders die christlichen Stadtviertel seien von den Zusammenstößen betroffen.
Viele christliche Schulen geschlossen
Wegen des fast täglichen Abfeuerns von Raketen und Mörsern müssten viele christliche Schulen in Damaskus geschlossen bleiben. Zwar sei die ganze Stadt von diesen Bombardements betroffen, doch konzentrierten sie sich stark auf die Altstadt, wo sich die christlichen Viertel befinden. Der Beschuss der Altstadt sei eine Reaktion der Rebellen auf das Vorgehen der Regierungstruppen im Gebiet von Ghouta, so Zenari.
Das im Zentrum Syriens gelegene Ghouta hatte in dieser Woche eine der blutigsten Angriffswellen seit Beginn des Kriegs erlebt. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte starben innerhalb von 48 Stunden mindestens 250 Menschen. Mehr als 1.200 seien verletzt worden, viele davon schwer.
Wachsende internationale Besorgnis
Wegen der Eskalation der Kämpfe in Syrien wächst auch international die Besorgnis. UN-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich am Dienstag (Ortszeit) "zutiefst beunruhigt" über die Lage im Rebellengebiet. Die Vereinten Nationen hätten wiederholt ein Ende der Kämpfe gefordert, um die Lieferung humanitärer Hilfsgüter zu ermöglichen sowie Kranke und Verwundete aus der Region schaffen zu können. Der Generalsekretär drängte darauf, die Zivilbevölkerung und die zivile Infrastruktur zu schützen.
Auch das US-Außenministerium zeigte sich über die jüngsten Berichte aus Ghouta beunruhigt. Die "Belagern-und-Aushungern"-Taktik der syrischen Regierung verschlimmere das humanitäre Desaster vor Ort, sagte Sprecherin Heather Nauert am Dienstag (Ortszeit) in Washington.
Auch Helfer vor Ort gefährdet
Der Dauerbeschuss Ghoutas gefährdet auch Helfer vor Ort. So seien Mitarbeiter der örtlichen SOS-Kinderdörfer am Stadtrand unter Beschuss geraten, teilte die Hilfsorganisation am Mittwoch in München mit. Mehr als 200 Menschen seien bei den jüngsten Angriffen ums Leben gekommen, darunter viele Kinder.
Aber auch bei Gegenangriffen auf das Zentrum der Hauptstadt Damaskus habe es Tote und Verletzte gegeben. "So schlimm wie jetzt war es noch nie", berichtete eine Helferin, die nur knapp eine Bombenexplosion überlebt habe. Die Lage sei verheerend. Es sei derzeit viel zu riskant, seine Arbeit zu machen. Stattdessen seien alle aufgefordert, sich in den Kellern zu verbarrikadieren.
"Gefechte müssen aufhören"
"Wir brauchen dringend einen Waffenstillstand, der von allen Konfliktparteien eingehalten wird", so die Helferin. Wenn es zu keiner Einigung komme, werde sich das Elend noch weiter verschlimmern. Die SOS-Kinderdörfer betreiben eigenen Angaben zufolge in der Nähe der umkämpften Gebiete ein Nothilfezentrum. "Wir haben die Kapazitäten, umfangreich Hilfe zu leisten, aber erst müssen die Gefechte aufhören", hieß es.
Der Bürgerkrieg in Syrien hatte im März 2011 mit Protesten gegen die autoritäre Regierung von Machthaber Baschar al-Assad begonnen. Der Osten der Region Ghouta gehört zu den letzten Gebieten, die noch unter Kontrolle von Rebellen stehen. Dominiert werden sie von islamistischen Milizen.