Nur jeder Zweite hält das Organspendesystem für gerecht

Bedenken vielfältig

Zum Tag der Organspende fordert die Deutsche Stiftung Patientenschutz eine grundlegende Reform des Transplantationssystems. "Die Organspendekrise scheint auch eine Vertrauens- und Gerechtigkeitskrise zu sein", erklärte das Gremium.

Symbolbild Organspende: Frau hält eine Niere hinter dem Rücken  / © Ben Schonewille (shutterstock)
Symbolbild Organspende: Frau hält eine Niere hinter dem Rücken / © Ben Schonewille ( shutterstock )

In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag der Stiftung hätten 50 Prozent der Befragten angegeben, sie empfänden das deutsche Organspendesystem als gerecht. 36 Prozent bezeichneten es als ungerecht. Unter den Befragten über 60 Jahren waren demnach nur 44 Prozent der Ansicht, das System sei gerecht.

Die Bedenken bezüglich der Organspende seien vielfältig, so die Stiftung. Sie reichten "von der Todesfeststellung und den Abläufen der Organentnahme bis hin zur Sorge, dass die Behandlung bei möglichen Organspendern zu früh abgebrochen werden könnte oder Angehörige sich nicht verabschieden können." Zudem wirkten sich die Skandale aus früheren Jahren bis heute auf die Spendenbereitschaft aus.

Viele Patienten wünschten keine Intensivtherapie bei ihrem eigenen Sterben, hieß es weiter. Die Vorbereitung und Durchführung einer Organentnahme sei jedoch nur unter Intensivtherapie möglich. "Diese Diskrepanz kann durch keine noch so gute gesetzliche Regelung überwunden werden", so die Stiftung. Wenn die Bereitschaft zur Organspende erhöht werden solle, brauche es also Verbesserungen in punkto Gerechtigkeit, Vertrauen und Information.

Stiftungsvorstand Eugen Brysch beklagte, die aktuell vorgestellten Gesetzentwürfe ließen diesen Aspekt außer Acht. «Immer noch liegen Verteilungskriterien, Organisation und Durchführung sowie die Kontrolle bei den privatrechtlichen Akteuren der Selbstverwaltung. So ist es nicht verwunderlich, dass die Menschen Zweifel daran haben, dass es gerecht zugeht», sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur. Ebendiese Zweifel führten dazu, dass nur 36 Prozent der Deutschen einen Organspendeausweis hätten - dabei stünden laut Bundesgesundheitsministerium 84 Prozent der Bevölkerung der Organspende grundsätzlich positiv gegenüber. (KNA, 31.05.2019)

Quelle:
KNA