Obama distanziert sich von seinem Pastor

"Aufhetzend und entsetzend"

Der US-Wahlkampf und seine Konsequenzen: Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama hat sich deutlich von seinem langjährigen Freund und Pastor Jeremiah Wright distanziert. Wrights Aussagen über Terrorismus seien "aufhetzend und entsetzend", erklärte Obama. Die Vorfälle werden Spuren bei Obama hinterlassen, vermutet der amerikanische Politikwissenschaftler Dr. Andrew Denison im domradio Interview.

 (DR)



Bis zu seiner Pensionierung vor wenigen Wochen war der 66-jährige Wright Pastor der Trinity-Kirche (Dreifaltigkeitskirche) in der "South Side", einer verslumten Wohngegend von Chicago. Obama gehört der rund 6.000 Mitglieder zählenden Gemeinde seit zwanzig Jahren an.

In den Medien wurde vor allem Wrights Predigt nach dem 11. September
2001 kritisiert. Wright prangerte an, dass die USA "staatlichen Terrorismus gegen die Palästinenser und die schwarzen Südafrikaner gefördert" hätten, und sich nun empörten, "dass das, was wir in Übersee getan haben, nun uns selber trifft".

Außerdem habe Wright beklagt, dass die USA "auf dem Boden des Rassismus gegründet" worden seien und noch heute rassistisch regiert würden. Auszüge aus der damals außerhalb der Trinity-Kirche kaum beachteten Predigt erschienen am Freitag auf der Website youtube.com.

Die Rolle der Medien
Vor allem konservative Rundfunksender attackierten Wright. Die Trinity-Kirche gehört der 1,2 Millionen Mitglieder zählenden und überwiegend weißen protestantischne "United Church of Christ" (UCC) an. UCC-Pastoren verteidigten Wright am Wochenende. Die Medien entstellten seine Botschaft.

Kritiker hätten wohl "politische Motive", mutmaßte UCC-Präsident John Thomas. Wright habe die Trinity- Kirche in den 36 Jahren seiner Tätigkeit dort zu einer "bemerkenswerten Gemeinde" gemacht, die alle Menschen willkommen heiße. Wrights Predigten seien "prophetisch und herausfordernd".

Jeremiah Wright gilt in den USA als ein Vertreter der schwarzen Befreiungstheologie, die den Kampf gegen weißen Rassismus in den Kontext der Bibel stellt. Der afro-amerikanische Theologe James Cone, einer der Begründer der afro-amerikanischen Befreiungstheologie, erklärte in der "New York Times", es sei schwierig für Schwarze, zu sagen, was sie denken, ohne dabei Weiße vor den Kopf zu stoßen.

Die umstrittenen Zitate des Pastors zeigten Barack Obama nicht als "einen der Einheit sucht", sondern als jemanden der polarisierende Beziehungen hat. Das sei zuviel gewesen für Obamas politische Hoffnungen, erläutert Denison.
  
Umstrittener Spender
Und auch die großzügige Spende Antoin „Tony" Rezko wurde Obama jetzt zum Verhängnis. Rezko ist in den USA wegen Bestechung angeklagt. Zwar hat Obama inzwischen eingeräumt, dass es ein Fehler war, die Hilfe und das Geld angenommen zu haben. Seine weiße Weste aber ist beschmutzt. Das Problem sei, dass Obama behauptet hätte, dass er eine andere Art von Politiker sei, der Distanz halte zu den "dunklen Figuren der Wahlfinanzierung", erläutert der amerikanische Politikwissenschaftler Dr. Andrew Denison.