Obdachlose aus Köln pilgern zu Franziskus

"Der Papst lädt ein!"

Auf zum Papst: 130 obdachlose Männer und Frauen aus dem Erzbistum Köln pilgern von Freitag bis Sonntag zu Papst Franziskus nach Rom. Der Kölner Weihbischof Puff begleitet sie.

Pilgerin Gerti Wirtz mit Hund Balu / © Beatrice Steineke (DR)
Pilgerin Gerti Wirtz mit Hund Balu / © Beatrice Steineke ( DR )

"Der Papst lädt ein!", was Weihbischof Ansgar Puff in der katholischen Obdachlosenseelsorge "Gubbio" in Köln freudig ausspricht, dass konnten viele Wohnungslose erst einmal gar nicht glauben. Der Papst lädt ein? Ja, und zwar noch Rom. Vom 11. bis 13. November 2016 pilgern 6.000 Menschen aus ganz Europa zu Papst Franziskus in die Heilige Stadt.

Das Besondere dabei: Die Wallfahrer sind obdachlos oder befinden sich in schwierigen Lebens- oder Wohnungssituationen. Per Bus, Zug oder Bahn werden sich am kommenden Mittwoch auch 130 Obdachlose und 23 Betreuer aus dem Erzbistum Köln auf den Weg machen. Damit ist sie die größte Gruppe von vier teilnehmenden Bistümern in Deutschland.

Intensive Erfahrungen

Weihbischof Ansgar Puff erklärt: "Ich freue mich sehr auf diese Reise, weil ich mit den richtigen Menschen auf dem Weg nach Rom unterwegs bin." Der Weihbischof kennt einige der Obdachlosen bereits: "Es wird eine sehr intensive Erfahrung werden, weil viele Obdachlose sehr gläubige Menschen sind und wirklich als Pilger auf der Suche nach Gott unterwegs sind". Und genau diese Menschen gehörten in die Kirche und nicht mit einer Zeitung vor die Kirche.

Der Leiter der Gefährdetenhilfe beim Kölner Diözesan-Caritasverband, Andreas Sellner, sieht in dieser Einladung auch eine Signalwirkung nach Außen. "Papst Franziskus erinnert uns mit seiner Einladung daran, dass Arme, Schwache und an den Rand gedrängte Menschen nicht nur unter materieller Not, sondern auch an sozialer Ausgrenzung und an fehlender Zuneigung leiden."

Großes Interesse am Papst

Für die Pilgergruppe aus dem Erzbistum Köln kostet die Wallfahrt rund 50.000 Euro. Das Domkapitel steuerte 12.000 Euro und die Kölner CaritasStiftung 20.000 Euro bei. Der Rest wurde über Spenden generiert, wobei Sellner ausdrücklich betont, dass die Wallfahrt noch nicht hundertprozentig finanziert sei und weitere Gelder willkommen seien. Jeder Pilger zahle auch selbst einen Unkostenbeitrag von 50 Euro dazu, denn das unterstreiche auch deren ernsthaften Willen wirklich mitkommen zu wollen.

Allerdings war die Nachfrage höher als erwartet. "Wir haben die Liste am Samstag ausgehängt und nach dem Gottesdienst war sie schon voll.", räumte Schwester Franziska Passeck von der Kölner Obdachlosenseelsorge ein. In ihren Augen zeigt sich darin die große Beliebtheit des Papstes Franziskus unter den Wohnungslosen. Sie empfänden ihn als "Papst, der auf unserer Seite steht".

"Einer von uns"

So geht es auch Gerti Wirtz aus Köln. "Ich fühle mich von Papst Franziskus eingeladen und fahre deswegen mit“, betont die Pilgerin. "Einfach mal dem Papst nah sein, ihn mal live erleben und sich auf jeden Fall den Segen von ihm höchstpersönlich abholen." Das ist ihr innigster Wunsch. Ihr Glaube spiele in ihrem Leben eine zentrale Rolle. Sie besucht regelmäßig das katholische Obdachlosenzentrum "Gubbio" im ehemaligen Franziskanerkloster in der Ulrichgasse. Das sei schließlich der einzige Ort, an dem Messen gefeiert werden, und wo ihr Hund Balu nicht draußen bleiben müsste. Das ist auch der einzige Wehrmutstropfen an ihrer bevorstehenden Reise nach Rom: Hund Balu muss in Köln bleiben.


Quelle: