Jeder müsse für sich eine Entscheidung treffen - er selbst werde jedoch für einen Verbleib stimmen, da ein Austritt dem Land wirtschaftlich schaden würde, schrieb Welby in einem Beitrag für die "Mail on Sunday". Er betonte zudem das christliche Erbe Großbritanniens, das auf Frieden und Versöhnung und dem Bau von Brücken statt Barrieren gründe.
Hinweis auf europäische Geschichte
Unter Verweis darauf, dass die EU aus einem durch zwei Weltkriege zerbrochenen Europa heraus entstanden sei, betonte er, der 23. Juni sei ein Tag, an dem glücklicherweise niemand für seine Freiheit oder Zukunft kämpfen müsse. Es gehe jedoch um eine Wahl, die "unser aller Leben, das Leben künftiger Generationen in diesem Land und in großen Teilen Europas verändern wird". Diese Entscheidung müsse mit dem gleichen Ehrgeiz und Idealismus jener Menschen getroffen werden, die in beiden Kriegen alles gegeben hätten. Die Vision der Gründungsväter der EU sei von Frieden und Versöhnung geprägt gewesen; beides existiere heute in Westeuropa. Dafür müsse man dankbar sein, so der Anglikaner-Primas.
Ein Austritt aus der EU werde kurz- und mittelfristig höchstwahrscheinlich negative Auswirkungen für Großbritannien haben, so Welby. Zwar dürfe Wohlstand nicht das wichtigste Ziel sein; ein finanzieller Mangel schränke jedoch auch die Möglichkeiten ein, als Nation etwas für Menschen in Not tun zu können.
Probleme ehrlich ansprechen
Unter Verweis auf das Thema Einwanderung, das für viele Menschen mit Blick auf das Referendum eine wichtige Rolle spiele, betonte der Erzbischof von Canterbury, Probleme müssten ehrlich angesprochen werden - "wir dürfen dabei jedoch nicht unseren schlimmsten Instinkten erliegen".
Die anglikanische Kirche von England habe keine "offizielle Linie" für das Referendum. Er verfüge nicht über eine göttliche Hotline zur richtigen Antwort, so Welby. Jeder müsse seine eigene Gewissensentscheidung treffen, betonte der Anglikaner-Primas. Er hoffe und bete, dass das Ergebnis ein "gutes Großbritannien in einem guten Europa" zum Ziel haben werde. Ob Austritt oder Verbleib - nach dem Referendum müsse die Nation zusammenstehen und für eine gute Umsetzung des Ergebnisses sorgen, für das man sich entschieden habe.