Oder warum Blusen sich in Waschmaschinen dreckig machen können

Waschen für Fortgeschrittene

Eigentlich hatte die Große alles richtig gemacht. Sie hatte frühzeitig Problemwäsche angemeldet, hingewiesen auf den Termin, an dem ihre Konzertbluse wieder weiß strahlen sollte.
Eigentlich hatte mein Mann auch alles richtig gemacht. Und die Konzertgarderobe umgehend und separat gewaschen. Aber uneigentlich hatte das feine, edle Blüschen plötzlich braune, hässliche Flecken. Nach der Maschinenwäsche.

Wäscheleine / © Michael Gäbler
Wäscheleine / © Michael Gäbler

Für die Wäsche ist bei uns mein Mann zuständig, immer schon. Und an sich geht Wäsche waschen bei uns einfach:  wer welche gewaschen haben möchte, legt sie oben im Bad vor die Waschmaschine. Mein Mann wäscht sie und wirft dann, fröhlich pfeifend, volle Körbe mit sauberer Wäsche in die Diele. Er hat fertig.

Ab jetzt ist es meine Wäsche. Sortieren, falten, und nach Besitzern sortiert auf neue Körbe verteilen –  mein Job.  In guten Zeiten  schafft es die Wäsche in diesen Körben bis  in die Zimmer der Kinder. In besonders guten sogar in die Schränke der Jungs.  In schlechten Zeiten verlässt die saubere Wäsche nicht nur nicht den Korb, sondern auch die Diele nicht. Dann poltern die Jungs morgens die Treppe hoch und wenn sie weg sind, ist oben alles voller Wäschetrümmer. Falls mein Humor dann noch schläft, bleibt mir nur, mir Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorzustellen.

Über die Jahre ist mein Mann Waschprofi geworden. Grasflecken auf Jungshosen brauchen Zahnpasta. Das wäscht er ruckzuck weg. Aber die Wäsche, die rumzickt und eine Sonderbehandlung braucht, Hand- oder Woll- oder Feinwäsche oder so… die mag er nicht. Die darf gerne in der Warteschlange bleiben. Oder da auch schon mal überwintern.

Ich sag ja, die Große hatte alles richtig gemacht.  Und selbst angesichts dieser überaus hässlichen braunen Flecken blieb sie vorbildlich. Verwies, höflich beherrscht, darauf, dass es sich a) um ihre Lieblingsbluse handele, was stimmt,  und b) ihre einzige Konzertbluse sei. Was auch stimmt.

Während ich schon überlege, wie ich in mein volles Montagsprogramm wohl noch den Punkt "neue Konzertgarderobe  kaufen" einbaue, zuckt mein Mann nur kurz mit den Schultern.  Wäscht stoisch erst die Maschine und dann die Bluse ein zweites Mal. "Ich dachte eh schon länger, dass ich die Maschine mal reinigen sollte."

Endlich tropft das Blüschen in der Sonne. Ich bewache den Trockenvorgang.  Jetzt will ich nichts mehr dem Zufall oder Nachbarskatzen überlassen. Und kann Ihnen deswegen an dieser Stelle mit  porentief weißem Gewissen von einem Happyend erzählen, das sich gewaschen hat. Als ich, abgehetzt von der Arbeit zu besagtem Konzert kam, standen auf der Bühne drei Grazien. In schwarzer Konzertkleidung.