domradio.de: Ihre evangelischen Kollegen treffen während ihrer Reise auch den Papst und den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Müller. Sind solche Termine mittlerweile so etwas wie Routine, oder ist ein Treffen zwischen evangelischen Christen aus dem Mutterland der Reformation mit dem Papst immer noch etwas Besonderes?
Bischof Feige: Routine würde ich nicht sagen, aber sie sind nicht unbedingt etwas ganz Besonderes. Gerade Vertreter des lutherischen Weltbundes sind in gutem Kontakt mit der katholischen Kirche, und da dazu gehören auch persönliche Begegnungen. Ich sehe das als ein sehr positives Zeichen an, dass man mich eingeladen hat, diese Delegation der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands zu begleiten.
domradio.de: Sie sind der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz. Wie sehen Sie Ihre Rolle bei den Treffen in Rom - eine Art katholischer Reiseführer sind Sie nicht, oder?
Bischof Feige: Nein, die evangelische Delegation kann das auch alleine ganz gut. Ich begleite sie, sie haben mich eingeladen. Ich bin ein ökumenischer Gast, ich sehe das ein sehr positives Signal an, dass sie auf die Idee gekommen sind, mich mitzunehmen.
domradio.de: Die Begegnung mit dem Papst ist für Donnerstag vorgesehen. Wie sehr hilft Franziskus' herzliches Auftreten beim Miteinander der Konfessionen?
Bischof Feige: Ja, sicher. Es war ja spannend zu sehen. welchen Stellenwert das Thema Ökumene bei ihm einnehmen würde. Aufgrund seiner argentinischen Herkunft war das nicht so ganz klar. Aber es sind deutliche Zeichen von ihm gesetzt worden, sowohl in orthodoxer Richtung als auch in evangelischer Richtung. Ich bin da guten Mutes, dass er tatsächlich durch sein Auftreten, die Anregungen, die er gibt, und sein Bekenntnis zu diesem Weg etwas bewegt.
domradio.de: Erwarten Sie neue Impulse auch für die Ökumene in Deutschland?
Bischof Feige: Es ist wichtig, dass wir im Gespräch bleiben und immer wieder versuchen, weiterzukommen. Ein Status Quo, ein Stehenbleiben, eine Profilierung hilft da nicht weiter. Wir müssen uns tatsächlich bemühen, voranzukommen, und da sollte jede Gelegenheit genutzt werden.
domradio.de: Heute feiert Franziskus Geburtstag, haben Sie Wünsche, die Sie ihm schicken möchten?
Bischof Feige: Ich wünschte ihm, dass er noch möglichst lange kräftig und gesund lebt und noch viel in unserer Kirche anregen und anstoßen kann. Dass er sich vor allem Dingen weiterhin als Diener der Einheit zeigt, der es vermag, die Kirche auf einem guten Weg zusammenzuhalten und mit in die Zukunft zu führen.
Das Interview führte Verena Tröster.