Ökumenische Friedensdekade in Recklinghausen

Zehn Tage für den Frieden

Zehn Tage widmet sich die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Recklinghausen dem Thema Frieden. Mit der "ökumenischen Friedensdekade" möchte man zum Nachdenken anregen. Katharina Müller hat die Veranstaltungen mit geplant.

Straßenschild Friedensstraße (DR)
Straßenschild Friedensstraße / ( DR )

DOMRADIO.DE: Das Thema Frieden ist ja in aller Munde. Wie sehr hat Recklinghausen das im Fokus?

Katharina Müller (Pastoralreferentin in St. Antonius, Recklinghausen): Ich weiß gar nicht, ob es das Thema Frieden ist, aber wahrscheinlich trifft es auch das Oberthema der Friedensdekade, das eigentliche Thema, nämlich die Unsicherheit. Das Oberthema der Friedensdekade heißt "Sicher nicht, oder"? Und es hat sich gerade erwiesen, dass in einer Umfrage des Sozialdienstes katholischer Frauen herausgekommen ist, dass die Unsicherheit der Menschen riesig ist.

Die Unsicherheit ist gewachsen durch Corona, durch den Krieg, durch die Inflation und die Energiekrise, usw. Und es kommt immer mehr, immer mehr. Es hört nie auf, sondern es wird immer schlimmer. Und in diesem Zusammenhang höre ich viele Sorgen, auch in Recklinghausen. Erschreckend ist auch, dass die AfD so hohe Zugewinne hat, was ich persönlich auch auf die Unsicherheit zurückführe. Wenn man unsicher ist und sich zurückzieht in seinen eigenen Heimathafen, dann sucht man nach etwas, das einem Stärke gibt. Und die AfD verspricht diese Stärke.

Ich denke, dass das alles miteinander zusammenhängt. Ich habe kürzlich mit einer Lehrerin des Theodor-Heuss-Gymnasiums bei uns in der Stadt gesprochen. Sie sagte mir, dass der Krieg im Heiligen Land auch in ihrer Schule stattfindet. An der "Käthe-Kollwitz-Gesamtschule" erlebt man das auch, dass die Schüler gegeneinander sind. So findet Unfrieden an ganz vielen Stellen in der Stadt statt.

Der Streit in der Nachbarschaft nimmt zu.

DOMRADIO.DE: Das scheint dann wahrscheinlich auch der Grund zu sein, wieso Sie den Bürgermeister der Stadt, Christoph Tesche, als Schirmherrn gewinnen konnten?

Katharina Müller: Tatsächlich war ich sehr überrascht. Er hat uns ein Interview gegeben und hat gesagt, das Thema liege ihm total am Herzen. Das fand ich sehr schön. Er hat frei erzählt, wo er den Frieden oder Unfrieden in der Stadt sieht. Zum Beispiel nehmen die Nachbarschaftsstreitigkeiten zu. Ich war überrascht, dass er das beobachtet. Und er wünscht sich eigentlich hauptsächlich, dass die Menschen einander mit Respekt und Toleranz begegnen. Und das kann jeder und jede umsetzen, ob in Recklinghausen oder woanders.

DOMRADIO.DE: Der "Garten der Religionen"  ist auch ein Ort, der in Recklinghausen mit einbezogen. Was ist dort geplant?

Katharina Müller: Der "Garten der Religionen" widmet sich allen fünf Weltreligionen und dazu noch den Gläubigen, die an nichts glauben oder jedenfalls keiner Religion angehören. Und sie stellen Friedensgebete aller fünf Religionen in den Mittelpunkt, so dass man von allen Seiten etwas abbekommt und ein bisschen über den Tellerrand schauen kann.

DOMRADIO.DE: Einen Fokus legen Sie auch auf Kinder und Jugendliche, diese werden mit in die Gesprächskreise genommen. Was genau ist da vorgesehen?

Katharina Müller: Es gibt einen Gesprächskreis für Jugendliche zwischen 14 und 21. Da wird es um das Thema Frieden geben. Tatsächlich gibt es auch viele andere Aktionen, wo die Jugendlichen mitmachen können. Eine Fotoaktion, wo jeder den Frieden in der Stadt fotografieren kann. Das ist ein Wettbewerb und die Bilder werden dann ausgestellt.

Interessant finde ich auch den Jugend-Filmabend. Auch da wird es Gelegenheit zur Diskussion geben. Wir zeigen den Film "Future-Children". In dem Film geht es um drei junge Aktivisten, die weltweit begleitet wurden und sich für verschiedene Sachen einsetzen. Frieden ist nämlich nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern Frieden beinhaltet so viel mehr. Und in dem Film kommt viel vor zu den Themen Freiheit, soziale Gerechtigkeit und Bewahrung der Umwelt, was auch zum Frieden dazugehört. Da bin ich ganz gespannt drauf.

Elterngeld / © Fuchs (dpa)
Elterngeld / © Fuchs ( dpa )

DOMRADIO.DE: Auch das Elterngeld soll während der "Ökumenischen Friedensdekade" Raum bekommen. Was hat das Elterngeld mit Frieden zu tun?

Katharina Müller: Wir haben die Familienbildungsstätte gefragt, was sie uns anbieten können zum Thema "Frieden" und vor allem auch zum Thema "Unsicherheit". Soziale Unsicherheit und Armut sind Dinge, die immens sind und Eltern und auch werdende Eltern begleiten. Und deswegen ist finanzielle Sicherheit ein Weg zum Frieden oder eine Form des Friedens. 

Das Interview führte Oliver Kelch.

Info: Die ökumenische Friedensdekade läuft vom 11. bis 20. November 2023 und findet an zahlreichen Orten in Recklinghausen statt.