Es gebe nichts Radikaleres, als einen Gott, der die Welt aus Liebe erschaffe und jeder Christ sei dazu aufgerufen, an diese radikale Wahrheit zu erinnern, wie es auch der Papst tue, sagte der griechisch-orthodoxe Patriarch von Konstantinopel in einem Interview, das die italienische Tageszeitung "La Stampa" am Freitag veröffentlichte. "In diesem Sinn können wir ihn sicher als 'radikal' bezeichnen."
Viele gemeinsame Anliegen
Bartholomaios I., Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, sei von Anfang an klar gewesen, dass er und der Papst viele gemeinsame Anliegen teilten, wie die Einheit der Christen, soziale Gerechtigkeit und den Umweltschutz. Das gute Verhältnis untereinander könne zwar die gewachsenen kanonischen und theologischen Grenzen der beiden Kirchen nicht auflösen, "aber dennoch ist meine Beziehung zu Papst Franziskus durch eine persönliche Dimension charakterisiert, die eine belebende Rolle auf dem Weg zur Wiederversöhnung unserer Kirchen spielt", so der Patriarch.
Bartholomaios I. äußerte sich im Interview mit zwei italienischen Vatikanjournalisten, die für ein Buchprojekt mehrere Besucher des Papstes befragten. Neben Bartholomaios I. sprachen sie etwa mit dem ehemaligen argentinischen Fußballspieler Javier Zanetti, dem ehemaligen US-Außenminister John Kerry und der Präsidentin der Union der jüdischen Gemeinden Italiens, Ruth Dureghello.