"Wir denken an das Leid der Opfer dieses entsetzlichen Krieges", so Annette Kurschus. Die Präses der Evangelischen Kirche in Westfalen hob in einem Geistlichen Wort die Seligpreisungen aus der biblischen Bergpredigt hervor: "Wir brauchen sie als Gegengift gegen die Lügen und Parolen der kalten Macht", sagte Kurschus. Allerdings sei es nie einfach gewesen, nach den Seligpreisungen zu leben. Als Beispiel nannte sie die orthodoxen Priester, die sich aus Protest gegen den Krieg in der Ukraine vom Moskauer Patriarchat lossagen. "Diese Friedensstifter, diese Kinder Gottes, riskieren viel und begeben sich in Gefahr", sagte Kurschus.
Ferner hob die Ratsvorsitzende die Arbeit in der in Russland verbotenen Menschenrechtsorganisation "Memorial" hervor. Zu "Memorial" gehörten "Menschen, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit - sie arbeiten gegen das Vergessen der Verbrechen der stalinistischen Vergangenheit", sagte Kurschus. "Noch gehen sie leer aus, werden verboten und geächtet: Doch ihnen ist verheißen, dass sie satt werden sollen."
Kirche steht auf der Seite der Opfer
Der Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, sagte, der Krieg gehe quer durch seine eigene orthodoxe Kirche. Miron erinnerte an ein Zitat des griechisch-orthodoxen Metropoliten Augoustinos. "Die Kirche muss sich nicht entscheiden, auf welcher Seite sie steht, wenn sie Kirche Jesu Christi ist", hatte Augoustinos erklärt. "Sie hat sich schon entschieden, seit ihrer Gründung, für die Unterdrückten, die Leidenden, die Opfer von Krieg und Gewalt."
Am Friedensgebet nahmen auch Geistliche aus lutherischen Kirchen Russlands und der Ukraine teil. "Vor unseren Augen steht der Krieg", sagte der Erzbischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Russland, Dietrich Brauer. "Es ist eine Macht, der wir alleine kaum widerstehen können, die uns sprachlos macht." Dagegen könnten die Menschen aber um Frieden bitten, "Dinge beim Namen nennen und die Wahrheit bezeugen", sagte Brauer.
Bischof Pavlo Shvarts von der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine erklärte, Christus habe die Menschen berufen, Friedensstifter zu sein. Der Friede, zu dem alle Christen berufen seien, sei ein gerechter Friede: Bei ihm werde auf die Opfer gehört und der Täter benannt und aufgerufen, sich mit Gott zu versöhnen. "Nur wenn wir für so einen gerechten Frieden bitten, dürfen wir auch hoffen, dass es zu einer Versöhnung kommt."