Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel

 (DR)

Das Ökumenische Patriarchat in Istanbul ist geistliches Zentrum der orthodoxen Christenheit und repräsentiert rund 300 Millionen Christen in aller Welt. Nach der Überlieferung gründete der Apostel Andreas den Bischofssitz von Byzantion, dem heutigen Istanbul. Kaiser Konstantin machte die Stadt am Bosporus zu seiner kaiserlichen Residenz Konstantinopel, dem "Neuen Rom".

Die Konzilien von Konstantinopel (381) und Chalcedon (451) beschlossen eine Rangerhöhung der Kaiserstadt. Sie nahm demnach die zweite Stelle nach Rom ein und stand fortan im Rang vor den alten Patriarchaten Alexandrien, Antiochien und Jerusalem.

Seit dem fünften Jahrhundert gilt Konstantinopel als Zentrum der Orthodoxie. Nach der Spaltung zwischen Ost- und Westkirche 1054 wurde der Patriarch von Konstantinopel zum Ehrenoberhaupt der Orthodoxie. Er hat aber im Gegensatz zum Bischof von Rom, dem Papst, keine umfassende Rechtsgewalt. Seit Konstantinopel 1453 erobert, in Istanbul umbenannt und dem Osmanischen Reich einverleibt wurde, gleicht das Zentrum der Orthodoxie einer christlichen Insel in einer islamischen Umgebung.

Konflikte entstanden auch durch das schwierige Verhältnis zwischen Griechenland und der Türkei. Nach türkischer Rechtsauffassung ist der Patriarch lediglich geistliches Oberhaupt der in Istanbul verbliebenen griechisch-orthodoxen Restminderheit. Erst in jüngster Vergangenheit wird dem Patriarchen Bartholomaios I., der im Istanbuler Stadtteil Fener residiert, gelegentlich bei öffentlichen Anlässen sein Ehrentitel "Ökumenischer Patriarch" zugestanden. Der unbefriedigende Rechtsstatus der orthodoxen Christen belastet auch die Beziehungen der EU mit der Türkei.