Özoguz greift Türkisch-Islamische Union an

"Von Ankara aus gesteuert"

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, hat der Türkisch-Islamischen Union, Ditib, vorgeworfen, unter dem Einfluss der türkischen Regierung zu stehen.

Philologin Aydan Özoguz / © Kay Nietfeld (dpa)
Philologin Aydan Özoguz / © Kay Nietfeld ( dpa )

"Die Ditib behauptetet, sie sei ein deutscher Verein, lässt sich aber von Ankara steuern. Das geht nicht", sagte die SPD-Politikerin Özoguz dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Zudem kritisierte sie, der Islamverband überlasse "Hardlinern den Raum" und mache "nicht deutlich, dass Drohungen und Einschüchterungen nicht akzeptiert werden".

Anfeindungen wegen Zustimmung zur Armenien-Resolution

Özoguz und zehn weitere Bundestagsabgeordnete mit türkischen Wurzeln werden derzeit massiv beschimpft und bedroht, weil sie für die Resolution des Bundestags zum Völkermord durch die Türken an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges gestimmt hatten.

Den Vorwurf, türkischstämmige Menschen würden vom türkischen Staatspräsidenten gesteuert, hatte der Ditib-Sprecher Zekeriya Altug am Donnerstagabend zurückgewiesen. Zudem schrieb er, Ditib lehne Hetze gegen und Bedrohungen von türkischstämmigen Abgeordneten entschieden ab und stelle sich "solidarisch mit den Abgeordneten".

Die freie Meinungsäußerung müsse geschützt werden. Diese gelte aber auch für die Menschen, die die Entscheidung der Abgeordneten kritisierten, schrieb Altug. Dabei müsse die Kritik aber sachlich bleiben und "immer im Ton angemessen sein".

Ausladung zum Fastenbrechen

Am Mittwoch hatte Ditib-Nord die Integrationsbeauftragte Özoguz kurzfristig von einem gemeinsamen Fastenbrechen während des Ramadan in Hamburg ausgeladen. Özoguz sei "mehr als befremdet" gewesen, sagte deren Sprecherin. Die Absage sei, wie schon die Absage einige Tage zuvor an Bundespräsident Joachim Gauck, "mit großem Bedauern" und "aufgrund von Sicherheitsbedenken" geschehen und habe ihn und den Verband "zutiefst erschüttert", erklärte Altug. Denn auch die Ditib erfahre Anfeindungen und Drohungen, "weil wir eben weiterhin den Dialog und den Austausch suchen".


Quelle:
epd