Offener Brief von Palliativmedizinern an Minister Spahn

"Palliative Versorgung auch zuhause"

In einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn fordern deutsche Palliativmediziner angesichts der Corona-Krise mehr Versorgung in der Wohnung von Patienten. Es reicht nicht "die Hochleistungsmedizin zu stärken".

Jens Spahn / © Kay Nietfeld (dpa)
Jens Spahn / © Kay Nietfeld ( dpa )

Das wollen die Mediziner mit dem Brief deutlich machen, sagte Oliver Maier, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, im Interview der "Welt" (Samstag).

"Wir müssen Corona-Patienten eine palliative Versorgung auch zuhause ermöglichen. Wir müssen darüber aufklären, dass ein würdevolles Versterben im häuslichen Umfeld und im Beisein nächster Angehöriger möglich ist. Die ambulante Palliativmedizin muss vorsorglich so gestärkt werden, damit dies auch bei einer größeren Zahl von Betroffenen gelingen kann", so Maier.

Er betonte, dass niemand darauf vertrauen könne, dass genügend intensivmedizinische Ressourcen vorhanden sein würden und empfiehlt eine Konkretisierung vorhandener Patientenverfügungen im Hinblick auf Covid-19. "Wie bei anderen lebensbedrohlichen Szenarien ist es im Sinne des Patienten, sich zu überlegen, wie viel man sich für eine Lebensverlängerung zumuten möchte."

Den Hausärzten komme bei der ambulanten Palliativ-Versorgung eine besondere Rolle zu. Maier fordert dafür politische Rückendeckung. Das Sterben daheim sei würdevoller möglich als in einer Klinik. "Dort befindet sich ein Covid-19-Patient im Isolationsbereich und kann nicht besucht werden. Angehörige können sich also nicht mehr vom Sterbenden verabschieden. Die ambulante Palliativ-Medizin hat weniger Beschränkungen. Wenn etwa bei einem älteren Ehepaar der eine in die letzte Phase seines Lebens kommt, muss der andere nicht fortgehen, sondern kann beim Sterbenden bleiben." (KNA, 4.4.20)