Wer einen Beweis dafür suche, dass Gott sein Leben berührt habe, müsse sich fragen, ob er sich über die Wunden anderer beuge. Ohne Barmherzigkeit sterbe der Glaube, so der Papst.
"Lasst uns nicht einen halbherzigen Glauben leben, der empfängt, aber nicht gibt, der das Geschenk annimmt, aber selbst nicht zur Hingabe bereit ist", mahnte er. Franziskus feierte den Gottesdienst am Sonntag der Barmherzigkeit, der eine Woche nach Ostern begangen wird.
Jeder Mensch hat "unersetzbare Mission"
An der Messe in der Kirche Santo Spirito in Sassia nahe dem Vatikan nahmen laut Kirchenangaben Strafgefangene aus verschiedenen römischen Justizvollzugsanstalten teil, ferner Ordensfrauen eines Krankenpflegeordens sowie andere Pflegekräfte, Personen mit Behinderungen, eine Migrantenfamilie aus Argentinien sowie Flüchtlinge aus Syrien, Nigeria und Ägypten.
Der Weg eines Christen beginne mit Gottes Erbarmen, sagte Franziskus. "Wenn wir uns dagegen auf unsere eigenen Fähigkeiten, auf die Effizienz unserer Strukturen und Projekte verlassen, werden wir nicht weit kommen. Nur wenn wir Gottes Liebe annehmen, können wir der Welt etwas Neues geben."
Das Neue von Ostern geschehe im Zeichen der Barmherzigkeit, so der Papst. Jesus befreie aus lähmender Verschlossenheit und zerbreche "die Ketten, die das Herz gefangen halten".
Gott liebe die Menschen mehr als sie sich selbst. "Für Gott ist niemand verfehlt, niemand nutzlos, niemand ausgeschlossen", sagte Franziskus. Jeder habe eine unersetzbare Mission zu erfüllen.
Barmherzigkeit und Beichte
Weiter warb der Papst für das Bußsakrament. Im Zentrum stünden nicht die Menschen mit ihren Sünden, sondern Gott und seine Barmherzigkeit. "Wir gehen nicht zur Beichte, um uns zu erniedrigen, sondern um uns aufrichten zu lassen. Das haben wir alle nötig."