Beim Synodalen Weg reiche es nicht aus, kritischen Stimmen "wahlweise Unbedarftheit, Inkompetenz oder schismatische Absicht" zu unterstellen und Frauen, "die sich endlich vernehmbarer einbringen" abzukanzeln, schreiben die Theologen Berndhard Emunds, Julia Knop, Matthias Sellmann und Thomas Söding in einem Beitrag für die "Frankfurter Rundschau" (Samstag).
"Theologisch muss mehr kommen", fordern die Autoren. Die Öffentlichkeit verlange saubere Argumentationen, kritische Differenzierungen und eine klare Sprache. "Der Glaube verlangt kritische Vernunft. Ohne Freimut geht es nicht." Dass Autoritätsargumente die schwächsten seien, lasse sich schon bei Aristoteles nachlesen, argumentieren die vier Theologen. Einige wenige Bischöfe wie jüngst Kardinal Rainer Maria Woelki oder der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer schienen zu denken, dass es einer Reformdebatte und Erneuerung nicht bedürfe, kritisieren die Autoren des Beitrags.
Kritik der Bischöfe waren vorausgegangen
Woelki seinerseits hatte zuletzt in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) davor gewarnt, "eine einseitige Bibeltheologie, über die nicht abgestimmt wurde, zur Basis der weiteren Diskussion" zu machen. Die Welt schaue auf den Synodalen Weg in Deutschland, "da können wir es uns einfach nicht erlauben, uns theologisch durch Unbedarftheit zu blamieren", so Woelki. Zuvor hatte Bischof Voderholzer ein Arbeitspapier zum Synodalen Weg mit den Worten kritisiert, der Text lasse "jedes theologische Niveau vermissen".
Die vier Theologen, die am Synodalen Weg mitwirken, erklärten, die Chance für Veränderungen werde nur genutzt, wenn man das Gespräch suche, Kritik vertragen könne und tatsächlich zu argumentieren beginne. "Theologie ist nicht religiöse Ideologie, sondern schützt vor ihr."
Forderung nach gesellschaftlich relevanter und verständlicher Theologie
Theologie müsse mitten aus dem Leben heraus die Frage nach Gott stellen, gesellschaftlich relevant sein und verständlich reden, schreiben die Autoren. "Sie muss den Finger am Puls der Zeit haben, ohne sich den Plausibilitäten der herrschenden Kultur zu unterwerfen." Sie brauche zudem den wachen Blick dafür, wie oft das Lehramt seine Meinung geändert habe.
Mit dem Synodalen Weg wollen die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) unter anderem nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Im Mittelpunkt der Initiative stehen die Themen Macht, Sexualmoral, Lebensform der Priester und die Rolle von Frauen in der Kirche.