Papst Franziskus zählt zu den entschiedensten Befürwortern der Corona-Impfung. Das hat er zuletzt Mitte September auf dem Rückflug von Bratislava nach Rom vor mitreisenden Journalisten deutlich gemacht. Empört brachte er sein Unverständnis über die Haltung vieler Impfskeptiker zum Ausdruck. Selbst im Kardinalskollegium gebe es "einige Verweigerer". Einer sei nun ironischerweise schwer an Covid-19 erkrankt, sagte das Kirchenoberhaupt, ohne den betroffenen US-Kardinal Raymond Burke beim Namen zu nennen. Über solche Dinge müsse "ernsthaft" diskutiert werden.
In der Medizingeschichte gebe es viele positive Erfahrungen mit neu entwickelten Präparaten, betonte Franziskus. Als Beispiel nannte er die Polioimpfung, die unzählige Leben gerettet habe. Darum wolle er der Skepsis entgegentreten. Im Vatikan seien - bis auf ganz wenige Ausnahmen - alle Personen geimpft. Und so wie der Papst bei der Pressekonferenz im Flugzeug auftrat, war erkennbar, dass ihm selbst diese Ausnahmen gehörig gegen den Strich gehen.
Gottesdienst weiterhin möglich - auch ohne Green Pass
Wenige Tage später führte das vatikanische Governatorat per Dekret den sogenannten Green Pass als verpflichtende Zugangsvoraussetzung ein. Die Regelung trat zum 1. Oktober in Kraft und sieht vor, dass alle Mitarbeiter und Besucher mindestens einmal gegen Covid-19 geimpft, getestet oder von der Krankheit genesen sein müssen. Das entspricht in etwa der sogenannten 3G-Regel in Deutschland.
Die Vorschrift betrifft das Territorium des Vatikanstaates sowie alle exterritorialen Einrichtungen in der Stadt Rom sowie in Castel Gandolfo. Ausgenommen sind Gottesdienstteilnehmer und Besucher der Generalaudienz mit dem Papst - allerdings nur für die Dauer der jeweiligen Zeremonie.
Noch keine Angaben zum Homeoffice
Doch Franziskus reichte die Verschärfung offenbar noch nicht aus. Zu Monatsbeginn legte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin ein weiteres Dekret nach. Basierte die vatikanische Impfkampagne anfangs eher auf Freiwilligkeit, so werden die Zügel fortan straffer gezogen: Eigene Angestellte und externe Dienstleister, die keinen Green Pass vorweisen können, dürfen nicht mehr zur Arbeit kommen, gelten als unentschuldigt abwesend und bekommen entsprechend kein Arbeitsentgelt.
Die Überprüfung obliege der jeweils zuständigen Abteilung, heißt es. Zu Alternativlösungen wie Homeoffice werden in dem Erlass keine Angaben gemacht. Eine Kostenübernahme für Corona-Tests ist nicht vorgesehen.
Drei Schweizergardisten mussten das Korps verlassen
Damit nimmt der Druck auf die Impfunwilligen innerhalb der vatikanischen Mauern noch einmal erheblich zu. Etliche Beschäftigte - genaue Zahlen sind nicht öffentlich bekannt - hatten sich bisher erfolgreich vor einer Immunisierung gedrückt. Manche ließen sich per ärztlichem Attest eine Impfunfähigkeit bescheinigen. Auch solche Fälle könnten einer erneuten Überprüfung unterzogen werden.
Die Päpstliche Schweizergarde bekam den schärferen Wind in Sachen Seuchenschutz bereits zu spüren. Drei Gardisten kamen der Aufforderung zum Impfen nicht nach und mussten das Korps verlassen. Drei weitere wurden vorübergehend vom Dienst suspendiert, bis sie einen Corona-Impfschutz nachweisen können.
Bisher nur stichprobenartige Kontrolle
Es handele sich um eine Maßnahme, die sich an den Regeln anderer Militäreinheiten weltweit orientiere, teilte Garde-Sprecher Urs Breitenmoser mit. Es gehe darum, die Gesundheit der Soldaten und die ihrer Kontaktpersonen zu schützen.
Sollten in den übrigen Einrichtungen des Vatikan ähnlich strenge Kontrollen vorgenommen werden, dürften weitere Bedienstete vor ihrem Ausschluss stehen. Bisher allerdings berichten die meisten Angestellten und regelmäßigen Besucher nicht über striktere Überwachung. Nach dem Green Pass werde allenfalls stichprobenartig gefragt, meist fehle ohnehin das technische Gerät zum Auslesen der digitalen Daten.