Olper Kinderheim freut sich über Tippspiel-Spende

Schaffen, was man sonst nicht schafft

2.500 Euro sind beim DOMRADIO.DE-WM-Tippspiel mit Schwester Katharina zusammengekommen. Geld, das dem Kinderheim Josefshaus in Olpe zugutekommt. Für uns eine Riesensumme, die große Effekte hat, sagt Heimleiter Reinhard Geuecke.

Pilgern: "Das T-Shirt eine Nummer größer kaufen." / © Philipp Schulze (dpa)
Pilgern: "Das T-Shirt eine Nummer größer kaufen." / © Philipp Schulze ( dpa )

Reinhard Geuecke (Leiter des Josefshauses, Heilpädagagogisches Heim für Kinder und Jugendliche in Olpe): Erstmal war ich ganz dankbar, dass Schwester Katharina wieder einmal an uns gedacht hat. Ich war ein bisschen skeptisch, und habe mich gefragt: Wie viele Leute erreicht man denn damit? Aber als dann die Nachricht kam, in welcher Höhe wir bedacht sind und wie viele Leute mitgemacht haben, da war ich ziemlich baff. Also ganz ehrlich: Ich habe gedacht, wenn da ein Tausender zusammenkommt, dann ist das viel, und das ist für uns eine große Summe. Aber, dass das so eine Resonanz gefunden hat, fand ich ziemlich irre! 

DOMRADIO.DE: Jetzt sind 2.500 Euro zusammengekommen. Wie kommt das Geld den insgesamt 180 Kindern und Jugendlichen bei Ihnen im Josefhaus zugute? 

Geuecke: Es ist erstmal eine Summe, die uns nicht alltäglich über den Weg läuft. Es kommt nicht oft vor, dass wir in der Größe tatsächlich bedacht werden. Und wir möchten das Geld gerne splitten. Zum einen möchten wir auch im nächsten Jahr wieder einen Teil des Jakobsweges - oder Zuwege des Jakobsweges - pilgern. Das haben wir schon zweimal gemacht und es hat unglaubliche Effekte; für uns, für die Kinder. Und es werden vielleicht wieder 30 bis 40 Kinder und Jugendliche mitpilgern.

Im letzten Jahr sind wir den Alten Hellweg von Höxter gewandert - für eine Woche. Jetzt haben wir vor, auf jeden Fall den Weg weiterzugehen. Wir sind bis Soest gekommen, werden nächstes Jahr im Mai von Soest nach Unna gehen. Im Herbst ist dann der Weg von Trier über die Grenze nach Frankreich dran, das ist unser Ziel. Da brauchen wir für eine Jugendherberge, für ein Eis am Wegesrand, einfach eine Möglichkeit, das zu unterstützen.

DOMRADIO.DE: Welche Effekte haben denn solche Wanderungen auf die Kinder und Jugendlichen?

Geuecke: Kinder, die im Kinderheim leben, haben gemeinsam, dass sie nicht unbedingt vor Selbstbewusstsein strotzen. Weil der Start ins Leben sehr schwierig war, sehr ungünstig, sehr unglücklich, sehr unfair. Hier in unserem pädagogischen Bereich gilt es deshalb, Selbstwirksamkeit zu erleben. Und wenn ich dann 125 Kilometer mit meinen neun Jahren wandere oder pilgere, dann hat das erstmal etwas Erlebnispädagogisches; dass man etwas schafft, was man sonst nicht schafft.

Aber der Pilgeraspekt ist auch wichtig: Wir haben jeden Tag unter ein Motto gestellt: Was magst Du am anderen? Was magst Du an dir selber? Was ist Dein Wunsch? Da kamen ganz innige Momente zustande, mit Fragen, mit denen Kinder uns an die Wand genagelt haben. Bis man bei Kilometer 22 Fragen beantworten muss, wie: Glaubst Du eigentlich, dass es Gott wirklich gibt? Dann steht man da muss und darf erst mal erklären.

Ich hatte das Gefühl, nachdem wir das geschafft haben, konnte man jedem Kind das T-Shirt eine Nummer größer kaufen, weil man echt gewachsen war, weil man etwas geschafft hatte. 

DOMRADIO.DE: Und es gibt noch zwei Jugendliche, beziehungsweise junge Erwachsene, die von den 2.500 Euro profitieren sollen.

Geuecke: Unsere Rahmenbedingungen sind da ein bisschen schwierig. Sobald sich ein junger Erwachsener in einer Ausbildung befindet und Geld verdient, hat er 75 Prozent seines Geldes für Unterbringungskosten heranzuziehen. Das heißt, wenn ich in der Lehre bin und verdiene 500 Euro im ersten Lehrjahr, bleiben mir tatsächlich 125 Euro. Den Rest muss ich an das Jugendamt abführen. Das sind Rahmenbedingungen, über die darf man streiten oder nicht. Fakt ist, es ist momentan so.

Wir haben schon länger überlegt: Wir würden gerne Kindern, die sehr positiv und sehr hoffnungsfroh unterwegs sind, die bestmögliche Teilhabe ermöglichen. Dazu gehört heute einfach, dass man einen Führerschein hat. Für fast jede Ausbildung, für fast jeden Job brauche ich das heute. Und das anzusparen, wenn so viel vom Geld weggeht, ist sehr, sehr schwierig.

Wir haben einen noch nicht Volljährigen und einen Volljährigen, die beide seit drei Jahren gemeinsam überlegen: Wir sparen für den Führerschein. Das ist echt eine Eichhörnchen-Sammelmethode. Die sind wirklich seit vielen Jahren taff unterwegs und geben das Geld dann halt nicht aus, wie es vielleicht andere ausgeben. Deswegen sagen wir: Da würden wir gerne nochmal jeweils 500 Euro zuschießen. Dann sind sie fast am Ziel. Das habe ich gegenüber den Jugendlichen noch nicht offen gemacht. Aber ich kann mir die Reaktion jetzt schon ausmalen.

Das Interview führte Martin Mölder.


Seit 2017 ist Schwester Katharina Hartleib aus Olpe bei DOMRADIO.DE on air. Mit Interviews, geistlichen Impulsen und als Fußball-Expertin / © Martin Biallas (DR)
Seit 2017 ist Schwester Katharina Hartleib aus Olpe bei DOMRADIO.DE on air. Mit Interviews, geistlichen Impulsen und als Fußball-Expertin / © Martin Biallas ( DR )
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