Oratorien begeistern bis heute

Vom Gebetssaal zum Welterfolg

Bachs „Weihnachtsoratorium“, Haydns „Schöpfung“ oder „Messias“ von Händel: vor allem seit im 18. Jahrhundert entwickelte sich das Oratorium zu einer der beliebtesten Gattungen der Musikgeschichte. Bis heute werden zahllose Werke aufgeführt und sogar neu komponiert. In „Musica“ erklingt mit „Jephte“ von Carissimi eines der frühesten, mit einem Ausschnitt aus den „Jahreszeiten“ von Haydn ein Vertreter des klassischen Oratoriums.

Haydn-Grab in Eisenstadt / © Verena Tröster (DR)
Haydn-Grab in Eisenstadt / © Verena Tröster ( DR )

Zwei Dinge unterscheiden das Oratorium vor allem von der Oper: die Handlung, die dem jeweiligen Werk zugrunde liegt, wird nur in den Texten und in der Musik erzählt, eine szenische Darstellung wie in der Oper mit Bühnenbild entfällt zugunsten einer reinen konzertanten Aufführung. Der zweite Unterschied ist, dass in fast allen Oratorien der Handlung ein geistliches Thema zugrunde liegt. Oft stammt die Geschichte aus der Bibel und/oder erzählt das Leben eines Heiligen. Der Begriff Oratorium geht auf den gleichklingenden Begriff im Kirchenlatein zurück, der im Frühbarock einen Gebetssaal  oder Bethaus meint. Vermutlich wurden in diesen Räumlichkeiten erste Frühformen des Oratoriums aufgeführt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der katholische Theologe Philipp Neri, der in Rom die Kongregation des Oratoriums gründete. Er und seine Anhänger trafen sich in einem solchen Gebetshaus für Andachten und Schriftbetrachtungen. Dazu erklang geistliche Musik, aus der sich dann wohl die Gattung des Oratoriums entwickelte.