Auch wenn mancher Zweifel seine Berechtigung habe, drohe er doch, zu verunsichern, so Franziskus. Es sei "der Versucher", der Menschen auf ihre vermeintlich leeren Hände hinweise, warnte der Papst. Der Teufel lege einen darauf fest, dass man sich "nicht verbessert habe", dass man sich nicht verwirklicht habe oder behindert werde, unfähig und untreu sei. Ein solcher "weltlicher Blick" nehme dem Ordensleben den Schwung, verführe zu "Geschwätz und Bosheit", zu Entrüstung wegen jeder Kleinigkeit. Am Ende führe das zunächst zur Routine und Pragmatismus, später zu Pessimismus und Resignation.
Wer sich aber von Gottes Liebe getragen wisse, auf seinen Geist vertraue, entdecke auch die Ordensgelübde neu. Er erkenne, dass "Armut nicht riesige Anstrengung bedeutet, sondern eine höhere Freiheit", dass "Keuschheit keine karge Unfruchtbarkeit ist, sondern ein Weg zu lieben, ohne zu besitzen", und "Gehorsam keine Zucht", sondern "der Sieg über unsere Anarchie", so der Papst. Mit einem derart auf Gott geweiteten Blick findet der Christ nach Franziskus Aussage auch die Fernen, die Schwachen. Und er schenke ihnen einen Blick, "der nicht verdammt, sondern ermutigt, befreit und tröstet".
Welttag des geweihten Lebens
Anlass des Gottesdienstes mit mehreren Tausend Ordensleuten war der Welttag des geweihten Lebens, den die katholische Kirche am 2. Februar begeht. Eingeführt hatte ihn Papst Johannes Paul II. 1997; besonders begangen wird er in Italien, aber auch einigen anderen Ländern. Mit dem Papst feierten der Leiter und der Sekretär der vatikanischen Ordenskongregation, Kardinal Joao Braz de Aviz und Erzbischof Jose Rodriguez Carballo, den Gottesdienst.
Am 2. Februar, 40 Tage nach Weihnachten, feiert die Kirche das Fest "Darstellung des Herrn", früher auch Mariä Lichtmess genannt. Dabei erinnert sie an die gemäß jüdischen Geboten vollzogene Beschneidung Jesu im Tempel, die kultische Reinigung seiner Mutter Maria und die besondere Widmung des erstgeborenen Kindes an Gott.