Ordensoberen-Vorsitzender reflektiert Umgang mit Missbrauch

"Aufarbeitung stößt manchmal an Grenzen"

Da manche Orden stark überaltert seien und nur noch wenige Mitglieder hätten, sei in diesen Fällen eine Aufarbeitung von Missbrauchsfällen kaum möglich, sagt Bruder Andreas Murk, Vorsitzender der Deutschen Ordensobernkonferenz.

Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © Annnna_11 (shutterstock)

Laut dem Vorsitzenden der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) stoßen die Anstrengungen zur Aufarbeitung von Missbrauch im Bereich der Orden manchmal an Grenzen. Da manche Gemeinschaften stark überaltert seien und nur noch sehr wenige Mitglieder hätten, sei in diesen Fällen eine wirkliche Überprüfung kaum mehr möglich, sagte Bruder Andreas Murk in einem Interview des Portals "kirche-und leben.de" (Montag). "Dazu kommt noch, dass Trägerschaften von Einrichtungen abgegeben wurden oder Institutionen schon vor Jahren geschlossen worden sind." Doch das Leid der Betroffenen mahne, alles Mögliche zu tun.

Bruder Andreas Murk, Provinzial der Franziskaner-Minoriten / © Christian Wölfel (KNA)
Bruder Andreas Murk, Provinzial der Franziskaner-Minoriten / © Christian Wölfel ( (Link ist extern)KNA )

Die Herangehensweisen in den Orden in Sachen Missbrauchsaufarbeitung seien sehr unterschiedlich, so Murk weiter. Einige hätten seit 2010 Vorwürfe strukturiert aufgearbeitet, mehrere Klöster und Ordensprovinzen hätten entsprechende Berichte veröffentlicht. "Es bleibt eine Herausforderung, einen passenden Weg von Aufarbeitung zu entwickeln", so der Franziskaner-Minorit.

Finanzieller Kraftakt

Auch finanziell sei in diesem Zusammenhang ein großer Kraftakt von den Gemeinschaften gefordert, erklärte Murk. Dabei gebe es unterschiedliche finanzielle Gegebenheiten. "Bis Ende 2023 haben Ordensgemeinschaften hier Anerkennungsleistungen in Höhe von fast 10 Millionen Euro aufgebracht, das entspricht 17,5 Prozent aller Anerkennungsleistungen im Bereich der katholischen Kirche in Deutschland."

Die Deutsche Ordensobernkonferenz hatte sich 2021 mit dem damaligen Beauftragten der Bundesregierung über Standards bei der Missbrauchsaufarbeitung im Bereich der Orden verständigt und dazu eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Diese orientiert sich an dem Dokument, das ein Jahr zuvor die Deutsche Bischofskonferenz mit dem Beauftragten unterzeichnet hatte, nimmt aber die speziellen Strukturen und Rahmenbedingungen der Ordensgemeinschaften in den Blick.

Deutsche Ordensobernkonferenz

Die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) ist der Zusammenschluss der Höheren Oberen der Orden und Kongregationen in Deutschland. Die Verantwortlichen der General- und Provinzleitungen von Ordensgemeinschaften sowie der Abteien und selbständigen Einzelklöster in Deutschland haben sich in der DOK zusammengeschlossen, um ihre Interessen in Kirche und Gesellschaft gemeinsam zu vertreten und sich gegenseitig zu helfen, das Ordensleben in seinen vielfältigen Phasen und Aspekten und in den immer neuen Herausforderungen der sich wandelnden Zeit zu verwirklichen.

Symbolbild Ordensfrauen im Gottesdienst / © Jannis Chavakis (KNA)