Frauen einen Platz zu geben, sei das eine. Sie müssten sich aber auch trauen, diesen einzunehmen, sagte die Ordensfrau der Zeitung "La Croix" (online) am Freitag. Besonders Ordensschwestern neigten dazu, ihre Arbeit diskret zu erledigen und sich nicht in den Vordergrund drängen zu wollen, "manchmal zu sehr".
Die ehemalige Generaloberin der Don-Bosco-Schwestern war von Papst Franziskus am Mittwoch in die vatikanische Bischofsbehörde berufen worden. Mit ihr zwei weitere Frauen: die Vizegouverneurin des Vatikanstaates und italienische Ordensfrau Raffaella Petrini und Maria Lia Zervino, Präsidentin der Weltunion katholischer Frauenverbände.
Überraschende Berufung
Die Berufung habe sie überrascht, sagte Reungoat (77). Wie ihr Aufgabenfeld konkret aussehen werde, wisse sie noch nicht, aber sie werde die Aufgabe "mit besten Kräften erfüllen". Überschneidungen aber auch Unterschiede in den Standpunkten von Männern und Frauen bei der Auswahl von Bischöfen, empfinde sie als sehr interessant. In bestimmten Punkten hätten Frauen "vielleicht einen konkreteren oder realistischeren Ansatz", so die 77-Jährige - etwa bei der Berücksichtigung unterschiedlicher Anforderungen der Bistümer oder lokaler Gemeinschaften. Gefordert sei darum eine gewisse Offenheit für die unterschiedlichen Ansätze der Geschlechter bei Bischofsernennungen.
Die Französin Reungoat ist seit 2018 Vorsitzende der italienischen Ordensoberinnenkonferenz (Usmi). Von 2008 bis 2019 war sie Generaloberin der Don-Bosco-Schwestern. Der Papst berief sie 2019 auch als eine der ersten Frauen in die vatikanische Ordensbehörde.
Als Mitglied in dem "Dikasterium für Bischöfe", wie die Behörde offiziell heißt, ist die Ordensfrau nun mit zuständig für die Bischöfe weltweit. Die Behörde regelt die Ernennung neuer Bischöfe, Rücktritte und Amtsverzichte und bringt sich bei der Aus- und Weiterbildung ein. Die Leitung hat seit 2010 Kardinal Marc Ouellet (78) inne.