Zweck eines Ermittlungsverfahrens sei es, "den Sachverhalt abzuklären und dann klären zu können: Ist etwas strafrechtlich relevant oder nicht, wird Anklage erhoben oder die Erhebungen eingestellt?", so der Sprecher. Die Ermittlungen stünden noch am Anfang; es gebe keinen Zeitplan. Zum Sachverhalt selbst wollte er keine Angaben machen. Eine Entscheidung erfolge in jedem Fall zusammen mit der Oberstaatsanwaltschaft.
Die frühere Mitarbeiterin von Bischof Schwarz, gegen die nun auch Ermittlungen laufen, war Leiterin des Bildungshauses St. Georgen am Längsee. Nach dem Wechsel von Schwarz nach Sankt Pölten in Niederösterreich wurde sie im Juli beurlaubt; Ende August wurde das Dienstverhältnis beendet. Sie focht ihre Kündigung gerichtlich an; der Diözesanadministrator sei laut Kirchenrecht gar nicht zur Kündigung befugt. Die Diözese zog hingegen die Rechtsgültigkeit des Dienstvertrags in Zweifel.
"Arbeitsgruppe Bistum": fehlerfreie Amtsführung
Unterdessen wies die sogenannte "Arbeitsgruppe Bistum" der Diözese Gurk-Klagenfurt am Freitag die Darstellungen von Bischof Schwarz und des Wiener Kardinals Christoph Schönborn zurück, der jüngste Bericht eines externen Wirtschaftsprüfers belege eine fehlerfreie Amtsführung der früheren Bistumsleitung. Die Untersuchung stelle keineswegs einen "Persilschein" aus, sondern verweise darauf, dass Rechtsgeschäfte statutenwidrig ohne Einbindung des Wirtschaftsrates abgeschlossen worden seien, heißt es in einer Stellungnahme.
Es sei unerlässlich, dass bei der für Mitte Januar angekündigten Visitation im Auftrag des Vatikan sämtliche Geldflüsse geprüft und offengelegt würden. Schwarz habe das Bistum Gurk bei seinem Wechsel nach Sankt Pölten nicht, wie von ihm angegeben, mit einer ausgeglichenen Bilanz übergeben, sondern mit einem Jahresverlust von 1,9 Millionen Euro, so die Prüfer.
Salzburger Erzbischof Franz Lackner vom Vatikan einberufen
Allein das umstrittene Bildungshaus habe in den vergangenen vier Jahren Gesamtverluste von 3,9 Millionen Euro erwirtschaftet. Diese Verluste seien das Ergebnis verfehlter, Wirtschaftlichkeitsüberlegungen außer Acht lassenden Investitionspolitik und "höchst fragwürdiger Personalentscheidungen".
Der Vatikan hatte zum Streit in Gurk-Klagenfurt kürzlich den Salzburger Erzbischof Franz Lackner zum sogenannten Visitator ernannt. Er soll die Sachlage prüfen und zwischen dem Domkapitel und dem früheren Bischof vermitteln.