Die Weltgesundheitsorganisation beklagt die hohe Zahl von Suiziden. Alle 40 Sekunden sterbe ein Mensch durch Selbsttötung, erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf. Weltweit kamen 2016 den Angaben zufolge 10,5 Suizide auf 100.000 Menschen.
Anlässlich des Welttages zur Suizidprävention am Dienstag betonte Tedros, dass jeder Tod eine Tragödie für die Familie, Freunde und Kollegen sei. In den reichen Ländern sei die Suizidrate mit 11,5 pro 100.000 Einwohner am höchsten. In den reichen Ländern kämen nahezu drei Mal mehr Männer als Frauen durch Suizid ums Leben.
Besonders junge Menschen betroffen
Unter jungen Menschen im Alter von 15 bis 29 Jahren ist Suizid gemäß den WHO-Angaben die zweithäufigste Todesursache. Nur durch Verkehrsunfälle sterben laut der Organisation mehr junge Menschen. Suizide könnten verhindert werden, unterstrich der WHO-Chef.
"Oft ist die Hemmschwelle für junge Menschen mit suizidalen Gedanken zu hoch, eine Beratungsstelle in ihrer Region aufzusuchen", betonte Caritas-Präsident Peter Neher am Montag in Berlin. Daher hat der Deutsche Caritasverband nun einen Youtube-Informationskanal zur Suizidprävention gestartet. Der Youtube-Kanal sei eine niedrigschwellige Möglichkeit mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen, um sie über das Thema aufzuklären und ihnen Hilfe anzubieten.
Caritas startet Youtube-Informationskanal zur Suizidprävention
Auf dem Youtube-Kanal u25.de/youtube werden demnach künftig sowohl Beiträge über das Beratungsangebot selbst als auch verschiedene Aufklärungs- und Informationsvideos zu finden sein. Darüber hinaus sind dort ehemalige Betroffene porträtiert, die einen Weg aus der Krise gefunden haben.
Die Online-Beratung, die auch "U25" heißt, bietet jungen Ratsuchenden die Möglichkeit, sich online, anonym und kostenlos zu beraten. Das Besondere hierbei ist laut Caritas, dass die Berater selbst junge Erwachsene bis 25 Jahre sind und ehrenamtlich arbeiten. Sie begleiten die Gleichaltrigen, die sich in einer Krise befinden. Aktuell kümmern sich bei [U25] rund 230 Berater an zehn Standorten in Deutschland um die Anfragen. Im Jahr 2018 suchten laut Caritas 1.267 Menschen Rat.
Telefonseelsorge präsentiert App für Hilfen bei Suizidgefahr
Mit einem kostenlosen App-Angebot will die ökumenisch organisierte Telefonseelsorge Deutschland die Suizidprävention verbessern. Zum dem Welttag der Suizidprävention stellt die Telefonseelsorge, unter Federführung der regionalen Einrichtung Hagen-Mark, einen App-Prototypen als sogenannten "Krisen-Kompass" der Öffentlichkeit vor, wie die Telefonseelsorge Hagen-Mark ankündigte. Bis zum Jahresende soll die App dann endgültig fertiggestellt sein und in App-Stores angeboten werden.
Prävention auch Ländersache, so die WHO
Jedes Land müsse wirksame nationale Strategien zur Suizidprävention umsetzen, erklärt die WHO. Weltweit verfügten aber nur 38 Staaten über entsprechende Strategien. So müssten junge Menschen lernen, wie sie Stress bewältigen können. Zudem müssten Warnzeichen bei potenziellen Selbsttötungen ernst genommen werden.
Auch müsse der Zugang zu Schusswaffen und hochgiftigen Pestiziden erschwert und blockiert werden. Mit den Waffen und den Substanzen werden laut der WHO viele Suizide verübt. In Sri Lanka und Südkorea hätten Verbote von Pestiziden zu einem starken Rückgang von Suiziden geführt.