Einen "Brief an die Jugend über Liebe - Sexualität - Ehe" hat die Herbstvollversammlung der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD) in Frankfurt am Main beschlossen. Wie die OBKD im Anschluss an das Treffen am Freitag mitteilte, handelt es sich bei dem Text um eine in dreijähriger Arbeit vorbereitete Handreichung.
Darin ermuntern die Bischöfe junge Christen, "sich in Verantwortung mit diesen Fragen auseinanderzusetzen und das Gespräch innerhalb unserer Kirche zu fördern".
"Kein Freibrief für sexuelle Freizügigkeit"
Der fünfseitige Text geht auf die Themen Liebe und Sexualität, konfessionsverschiedene und interreligiöse Ehen sowie Homosexualität ein. Betont wird dabei die Notwendigkeit eines verantwortlichen Handelns des Einzelnen: "Aufgabe unserer Kirche ist es, ihre Gläubigen mit geistlichem Rat zu begleiten und nicht Vorschriften mechanisch zu formulieren. Das ist kein Freibrief für sexuelle Freizügigkeit".
Die Bischöfe bekräftigen, dass "nach orthodoxem Verständnis das Mysterium der Ehe eine Verbindung zwischen Mann und Frau voraussetzt und über eine ausschließlich soziale Perspektive hinausgeht". Deshalb sei "die Eheschließung von homosexuellen Paaren in unserer Kirche nicht möglich".
Offene Fragen in Bezug auf homosexuelle Menschen gehörten "in den Bereich der Seelsorge und der taktvollen Begleitung durch die Kirche". Prinzipiell habe es angesichts der jahrhundertelangen Unterdrückung homosexueller Menschen "etwas Gutes", dass darüber heute offen diskutiert werde.
"Ehe viel mehr als das Hochzeitsfest"
Auch mit Blick auf sexuelle Beziehungen vor der Ehe betonen die Bischöfe die Verantwortung des Einzelnen und empfehlen offene Gespräche mit "kompetenten Menschen", besonders mit der "erfahrenen geistlichen Beratung". Für Christen sei die Ehe "mehr als eine weltliche Angelegenheit und selbstverständlich viel mehr als das Hochzeitsfest".
Für Ehen zwischen Orthodoxen und anderen Christen verweisen die Bischöfe auf die entsprechenden gemeinsamen Dokumente mit der katholischen und evangelischen Kirche. Ungelöst bleibe dabei die Frage nach dem gemeinsamen Kommunionempfang; die Position der orthodoxen Kirche laute nach wie vor, dass dieser nur dann möglich sei, "wenn eine vollständige Einheit im Glauben besteht".
Zivilehe als "gangbarer Weg"
Noch komplizierter sei die Ehe mit einem nichtchristlichen Partner. In diesen Fällen biete die Zivilehe einen "gangbaren Weg". Sie stelle eine gesetzliche Absicherung dar und gewährleiste, dass die Eheleute die gleichen Rechte hätten. Ein von ihnen ersehnter "religiöser Akt, durch den konkret wird, dass Gott ihre Gemeinschaft segnet", sei in der orthodoxen Kirche nicht möglich.
"Wir betrachten aber diese Sehnsucht als völlig berechtigt", erklären die Bischöfe. Deshalb wolle die orthodoxe Kirche "auch interreligiöse Paare auf ihrem Lebensweg begleiten, sofern dies erwünscht" sei.
Der OBKD gehören derzeit 16 Bischöfe aus sieben eigenständigen nationalen Kirchen an. Drei der zehn Bistümer werden aktuell von Administratoren geleitet. Die orthodoxe Kirche ist nach Katholiken und Protestanten die drittgrößte christliche Konfession in Deutschland, zu der nach Schätzungen der OBKD rund zwei Millionen Mitglieder gehören.