Orthodoxe Christen in der ganzen Welt feiern ihr Osterfest

Von Jerusalem bis Moskau

Orthodoxe Christen in aller Welt haben am Wochenende ihr Osterfest gefeiert. In Rom gratulierte Papst Benedikt XVI. den ostkirchlichen Christen zum wichtigsten Fest im Kirchenjahr. In Jerusalem wurden die Feiern von einem Großaufgebot der Polizei begleitet. Und im Kosovo nutzte der serbische Präsident die Gelegenheit zu einem politischen Statement.

 (DR)

Weltweit sind etwa 150 Millionen Menschen christlich-orthodoxen Glaubens. Die meisten orthodoxen Kirchen richten sich nach dem julianischen Kalender. Dessen Osterdatum liegt bis zu fünf Wochen später als das des gregorianischen Kalenders, dem die Zeitrechnung westlicher Länder folgt.

In Rom gratulierte Papst Benedikt XVI. den ostkirchlichen Christen zum wichtigsten Fest im Kirchenjahr. Zugleich rief das katholische Oberhaupt zum Gebet um Fortschritte im Dialog der Kirchen auf. Die Christen sollten dadurch ein "immer helleres Zeichen der Hoffnung" für alle Menschen werden, sagte der Papst auf dem Petersplatz.

Keine Zusammenstöße in Jerusalem
In Jerusalem entzündete der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. das heilige Feuer in der Grabeskirche. An der Liturgie nahmen am Samstagnachmittag Zehntausende von orthodoxen Christen teil. Die israelische Polizei sicherte die Feier mit einem Großaufgebot. Befürchtungen, dass es während der Zeremonie zu erneuten Zusammenstößen zwischen armenischen und griechischen Kirchenvertretern kommen würde, bewahrheiteten sich nicht.

Während der "Liturgie des Heiligen Feuers" entzündet sich nach dem Volksglauben im Grab Jesu auf wundersame Weise ein kühles Feuer, das heilende Wirkung haben soll. Wegen des massenhaften Andrangs und der prekären Sicherheitslage in der Basilika sperrte die Polizei die Umgebung der Grabeskirche großräumig ab und ließ nur Personen mit Genehmigungen passieren. Dennoch mussten im Schnitt fünf Menschen auf einem Quadratmeter stehen. Vereinzelte Pilger hatten sich über Nacht in der Kirche versteckt, um sich einen günstigen Platz zu sichern.

Auf einem Seitendach der Grabeskirche feierten Hunderte äthiopischer Pilger ihre Osterliturgie. Dabei wird eine Osterflamme aus dem Festzelt herausgereicht und von den weiß gekleideten Gläubigen mit Jubelgesängen, Trommelklängen und Tänzen begrüßt.

Politischer Besuch im Kosovo
In Moskau nahmen der scheidende Kremlchef Wladimir Putin, sein Nachfolger Dmitri Medwedew sowie deren Ehefrauen gemeinsam am Gottesdienst in der Erlöserkathedrale teil. Die Zeremonie wurde live im Staatsfernsehen übertragen. Patriarch Alexij II. dankte Putin für seine Leistungen während der achtjährigen Präsidentschaft und sicherte seinem Nachfolger die Unterstützung der Kirche zu. Medwedew lobte den wachsenden Einfluss der Kirche in der Gesellschaft. In Griechenland wurden nach der traditionellen Auferstehungsmesse um Mitternacht Feuerwerkkörper gezündet.

In Belgrad rief der serbische Patriarch Pavle die Gläubigen auf, die Zugehörigkeit des Kosovo zu Serbien zu verteidigen. In ihrer Osterbotschaft erklärte die Kirche, dass das Kosovo Teil des Lebens eines jeden serbischen Christen sein müsse. Heftige Kritik äußert die Kirche an den westlichen Staaten, die die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannt haben. Es handele sich um eine historische Ungerechtigkeit, die alle Serben "in der schlimmstmöglichen Art und Weise verletzt und uns unaussprechlichen Schmerz und Sorge auferlegt".

Am Samstag hatte der serbische Präsident Boris Tadic demonstrativ das Dekani-Kloster im Westen des Kosovo besucht und am Ostergottesdienst teilgenommen, um die Bedeutung des Kosovo für Serbien zu unterstreichen. Im Kosovo, das als Wiege der serbisch-orthodoxen Kirche gilt, leben etwa 120.000 Serben, davon rund 40.000 im Norden. Die ehemalige serbische Provinz hatte Mitte Februar ihre Unabhängigkeit von Belgrad erklärt. Die USA, Deutschland und mehrere andere EU-Staaten hatten die Unabhängigkeit anerkannt.