Es geht um angemessenes Verhalten, die Vermeidung von Missbrauch und Interessenskonflikten, um einen guten Umgang mit Macht: Orthodoxe Rabbiner in Europa haben sich einen Verhaltenskodex gegeben.
Dokument bindend für europäische Rabbiner
Den Beschluss dazu hatte die Konferenz Europäischer Rabbiner (CER) bereits auf ihrer 32. Generalversammlung im Juni vergangenen Jahres in München gefasst.
Jetzt liegt das Dokument vor – und ist bindend für die rund 1.000 Rabbiner der größten orthodoxen jüdischen Gemeinden Europas, die die CER als Europäisches Rabbinat vertritt.
Neuer Kodex bekräftigt jüdische Religionsgesetze
Zwar seien Thora und Halacha, also das jüdische Religionsgesetz, klar in ihren Ge- und Verboten, betont Rabbiner Avichai Apel aus Frankfurt am Main, der auch Vorstandsmitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz
Deutschland ist.
Der neue Kodex sei jedoch eine Bekräftigung dieser Regeln, denn: "Wir sind alle nur Menschen." Die Sensibilität für das Verhalten von Menschen untereinander sei gestiegen, und niemand sei frei von möglichen Problemen damit. Das gelte für Rabbiner genauso wie etwa für Pfarrer oder Lehrkräfte an Schulen.
Hilfe bei Herausforderungen der modernen Welt
Leider gebe es Fälle unangemessenen Verhaltens in vielen Teilen der Welt, auch in Religionsgemeinschaften, sagt Apel. Dazu gehörten Belästigung von Frauen und Jugendlichen oder verletzende Witze. "Unser Kodex erinnert uns daran, wachsam zu bleiben."
So hält der Kodex fest, dass es sich um grundlegende Richtlinien für das ethische und professionelle Verhalten von Rabbinern handele, das von ihnen erwartet werde. Auch solle das Dokument bei Fragen und Herausforderungen in einer modernen Welt behilflich sein.
Rabbiner sollen Interessenskonflikte und Intransparenz vermeiden
Da ist das Thema Macht: Weil ein Rabbiner als Führungspersönlichkeit Autorität hat, betont der Kodex: "Ein Rabbiner darf seine Macht nicht missbrauchen. Ein Rabbiner muss angemessene zwischenmenschliche Grenzen zwischen ihm und seinen Gemeindemitgliedern einhalten sowie Macht und Autorität des Rabbinats verantwortungsvoll anwenden."
Weiterhin wird unterstrichen, dass Rabbiner Interessenskonflikte sowie Intransparenz in Gelddingen vermeiden sollten. Auch komme es vor, dass Rabbiner mit Gemeindemitgliedern auf unterschiedlichen Ebenen verbunden seien, zum Beispiel persönlich oder in finanziellen Angelegenheiten – was erst einmal nicht problematisch sei. Eine sich daraus möglicherweise ergebende Verletzlichkeit auszunutzen, sei jedoch falsch.