Orthodoxer Kirchenführer kritisiert Vatikan für Ukraine-Haltung

Nur "Beobachterstatus"

Bei der Ukraine-Friedenskonferenz in der Schweiz waren Vertreter des Vatikans - doch die Abschlusserklärung unterstützten sie nicht. Für den orthodoxen Erzpriester Radu Constantin Miron ein Skandal.

Erzpriester Radu Constantin Miron / © Julia Steinbrecht (KNA)
Erzpriester Radu Constantin Miron / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der orthodoxe Erzpriester Radu Constantin Miron hält es für skandalös, dass der Vatikan sich nicht den Ergebnissen der Schweizer Ukraine-Friedenskonferenz im Juni angeschlossen hat. Es bereite ihm große Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass der Heilige Stuhl nur Beobachterstatus habe und das Gespräch mit Moskau aufrecht erhalten wolle, sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland in einem Interview der Zeitschrift "Herder Korrespondenz".

Diskrepanz zu russisch-orthodoxe Kirchenleitung

Mit Blick auf die Rolle des Moskauer Patriarchats in Russland und beim Angriffskrieg auf die Ukraine betonte Miron, dass die gesamte orthodoxe Kirche für dieselben Werte stehe. "In diesem Fall haben wir eine ganz offensichtliche Abweichung von diesen Werten durch die russisch-orthodoxe Kirchenleitung." Die russisch-orthodoxe Kirche halte selbst in ihrer Sozialdoktrin fest, dass Angriffskriege unzulässig seien.

Positionen zu Atomsicherheit und Kriegsgefangenen

Wolodymyr Selenskyj, Staatspräsident der Ukraine, trifft Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Wolodymyr Selenskyj, Staatspräsident der Ukraine, trifft Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Die "Konferenz zum Frieden in der Ukraine" in Luzern endete Mitte Juni mit einer gemeinsamen Erklärung der großen Mehrheit der teilnehmenden Staaten. Darin verständigten sich die Unterzeichner auf gemeinsame Positionen und auf weitere Schritte hin zu einem künftigen Friedensprozess, insbesondere mit Blick auf nukleare Sicherheit, Ernährungssicherheit und den Umgang mit Zivilisten und Kriegsgefangenen. An der Konferenz nahm auch der vatikanische Chefdiplomat, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, teil. Moskau war bei dem Gipfel nicht vertreten.

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK)

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) ist das wichtigste ökumenische Gremium in Deutschland. Zu ihr gehören 17 Kirchen und Gemeinschaften. Acht weitere haben einen Gast- und fünf einen Beobachterstatus. Als Ziel gilt die Überwindung der Spaltungen der Christenheit.

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Münster (ACK Münster)
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Münster / ( ACK Münster )
Quelle:
KNA