Ostereierfärberei

Kostbar und bunt

Karsamstag ist der stille Tag der Christen zwischen Karfreitag und der Osternacht. Aber auch ein Tag voller Brauchtum, denn das Osterfest will vorbereitet sein. Dazu gehört von jeher: das bunte Ei. Pflanzen des Gartens liefern die Farben…

Ostereier / © St.Q.
Ostereier / © St.Q.

Hei, juchei! Kommt herbei!
Suchen wir das Osterei!
Immerfort, hier und dort
und an jedem Ort!
Ist es noch so gut versteckt.
Endlich wird es doch entdeckt.
Hier ein Ei! Dort ein Ei!
Bald sinds zwei und drei.
(von Fallersleben)

Es wird höchste Zeit für die Ostereier. Hart kochen, schön färben – das hat eine lange Tradition  im Christentum. Warum eigentlich? Es war den Christen schon vor 1200 Jahren verboten, in der Fastenzeit Eier zu essen. Als tierische Produkte wurden sie einfach zum Fleisch gezählt. Und das ausgerechnet im Frühjahr, wenn die Hühner wieder vermehrt Eier legen! Da half das Abkochen, um sie haltbarer zu machen. Zu Zeiten, als es noch keine Multivitaminpillen und Mikronährstoffe gab, waren die energie- und nährstoffreichen Eier etwas sehr kostbares. Und Kostbarkeiten hatten immer schon eine bestimmte Farbe.

Rot weil kostbar

Früher konnten die Menschen nicht allzu viele Farben herstellen, so wurden die Eier meist rot gefärbt. Es gibt Berichte aus Ägypten, die mehr als 5000 Jahre alt sind. Und dort steht auch schon was vom Essen buntbemalter Eier. Etwa ab dem 12. Jahrhundert nahmen die Gläubigen am Ostersonntag die Eier mit zur Messe in die Kirche, um sie weihen zu lassen. Zu diesem besonderen Anlass wurde es mit der Zeit üblich, die Schalen bunt einzufärben und sie mit Mustern oder Bildern zu verzieren.

Im Garten wachsen die Farben

Wenn wir heute unsere Eier färben, folgen wir also einer uralten Tradition. Und dazu gehört das Färben mit Pflanzen. Dabei hängt die Farbintensität entscheidend von der Eiergrundfarbe, den verwendeten Pflanzenbestandteilen, der Konzentration des Färbesuds und der Färbedauer ab. Jedenfalls wachsen im Garten so manche Farben..:

Mit Malventee werden Eier reinrot. Rote Beete färbt eher rotviolett. Heißer Matetee färbt hellgelb, kalter dagegen lindgrün. Wer richtig Geld ausgeben möchte, kann seine Ostereier mit Safran gelb färben. Goldrutenkraut oder Kamillenblüten tun es aber genauso gut. Spinat oder Petersilie färben die Eier schön grün. Ein sattes „eidottergelb“ lässt sich mit Karottensaft erreichen.

Nur das Blau kommt aus Mexiko

Nur das reine Blau, die Himmelsfarbe, ist nicht so leicht zu haben. Mit Heidelbeeren oder Holunder werden die Eier eher graublau oder schwarz. Doch letztlich hat Gott für alles ein Kraut wachsen lassen: Die Rinde des mexikanischen Blauholz-Baumes ist die Lösung. Der wächst allerdings nicht bei uns, aber der Apotheker kann helfen. Im Sud des Blauholzes färbt sich das Eigelege blau wie Marias Mantel.

Zum Eierfärben gehören dann das Eierverstecken und vor allem auch das Eierverschenken. Gerade dafür kann man die Eier besonders schön mit Mustern verzieren. Und auch da helfen Pflanzen aus dem Garten.

Jedes Ei ein Kunstwerk

Bevor die Eier in der Farbe untertauchen, werden erste Gänseblümchen, Hornveilchen oder glatte Petersilienblätter mit einem Stück alten Nylonstrumpf fest um jedes Ei gebunden. Und dann heißt es Geduld üben, denn Pflanzenfarben brauchen mindestens 40 Minuten bis sie gut eingezogen sind. Doch dann verwandelt sich jedes Ei in ein einzigartiges kleines Kunstwerk.

Und weitere wichtige Regeln für das Eierfärben: Beim Kaltfärben müssen die Eier schon hart gekocht sein. Möchte man Warmfärben, ist es besser die Eier roh in die köchelnde Farbe zu legen. In jedem Fall hilft es, sie vor dem Färben gründlich mit Essigwasser zu reinigen. Durch die chemische Reaktion von Kalk mit Essig wird die Oberfläche rauer und nimmt die Farbe besser an.

Farben sind Taten des Lichts

Physikalisch betrachtet sind Farben nichts als gebrochenes Licht. Der letzte Universalgelehrte, Johann Wolfgang von Goethe, mühte sich 40 Jahre, die Bedeutung der Farben in ihrer Gesamtheit zu erfassen, bevor er in seiner berühmten Farbenlehre befand: „Farben sind Taten des Lichts. Taten und Leiden.“