Osterimpuls von Schwester Katharina

Komm, heiliger Geist

"Evangelium leben und authentisch Christsein war nie wirklich einfach und leben in der Kirche nie Friede, Freude, Eierkuchen", meint Schwester Katharina. In Konflikten hat sie die Erfahrung gemacht: Oft hilft der Heilige Geist.

Eine Taube - Symbol für den heiligen Geist / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Taube - Symbol für den heiligen Geist / © Harald Oppitz ( KNA )

In den Lesungen und in den anderen Texten für die heilige Messe geht es ja seit Ostern immer um den Auferstehungsglauben der Jünger und in der Apostelgeschichte immer um Episoden aus den ersten Jahren der jungen Christengemeinden. Aus der Urgemeinde heißt es da schon mal "und die Gemeinde war ein Herz und eine Seele und hatte alles gemeinsam". Und die Leute im Umfeld haben das gesehen und erlebt und dann erstaunt festgestellt: "Seht, wie sie einander lieben".

"Ja super, alles ok", denken wir da neidisch und schauen ins derzeitige Umfeld unserer Kirche, wo alles scheinbar anders ist – nur nicht ein Herz und eine Seele. Aber, wer in der Apostelgeschichte weiter liest, der bekommt dann sehr schnell einen Eindruck von Zwist und Unstimmigkeiten, von Grabenkämpfen und gegenseitiger Verdächtigung, von Profilierungssucht Einzelner und Feigheit der Verantwortlichen unter den Jüngern, vom intensiven Streiten und Ringen um die Sache Jesu – und wie sie unter den Juden-Christen und später auch unter den Heiden-Christen ganz real verkündet und gelebt werden sollte.

Und das Apostelkonzil, das dann zwischen 44 und 49 in Jerusalem einberufen worden ist, zeigt uns ganz deutlich, wie das damals untereinander geregelt worden ist. Die Ärgernisse ernst nehmen und bearbeiten wollen, Leute aus der Gemeinde auswählen und beauftragen, sich treffen, sich auseinandersetzen und ernsthaft und heftig streiten, dann aber einen Kompromiss und gemeinsamen Kontext finden, mit dem alle leben und ihren Glauben leben können, und sich dann festlegen, was jetzt geht und was alle beachten mögen.

Evangelium leben und authentisch Christ sein war nie wirklich einfach und leben in der Kirche nie Friede, Freude, Eierkuchen. Sich streiten und Auseinandersetzen gehört zum Leben der Kirche immer dazu. Nur so gibt es neue Entwicklungen und Antworten auf die drängenden Fragen in der Kirche. Und mir scheint die Bitte um den Heiligen Geist, die ja jetzt vor Pfingsten immer gebetet wird, ein ziemlich mutiges Unterfangen, weil der Geist weht, wo er will und oft nicht so, wie wir wollen. Das wird spannend, wenn wir ihm und uns trauen.


Quelle:
DR