Seit drei Wochen haben wir in der Woche Abiturienten im Haus. Erst im Mutterhaus zwei Wochen. Jetzt bei uns im Konvent San Damiano. Immer fünf, mehr Platz haben wir nicht. In den Gesprächen beim Kaffee oder beim Mittagessen ging es dieser Tage ganz oft um die Berufs- oder Studienwahl. Ich bin - ehrlich gesagt - immer wieder erstaunt, dass junge Leute nach 13 Schuljahren immer noch nicht wissen, was ihre Stärken sind, in welche Richtung ihr Leben gehen soll, was für Schwerpunkte sie setzen wollen. Da sind ganz oft die Eltern die Druck machen, dass wenn Abi, dann auch Studium oder der Familienbetrieb, der weiterlaufen muss. Oder die Verwandtschaft, die alle Lehrer sind. Also auch du.
Bei Petrus und den meisten seiner Mitstreiter in der Gefolgschaft Jesu war das zunächst einfach. Sie waren Fischer und dann kommt Jesus und hat sie berufen und hat dann gesagt: "Ihr sollt Menschenfischer werden." Ich kann mir schon vorstellen, dass sie im Laufe der Zeit mit Jesus zusammen eine Idee bekommen haben, wie das gehen kann, Menschenfischer sein. Die Botschaft vom liebenden Gott weitergeben, zur Umkehr und einem besseren Leben aufrufenm, selbst Beispiel sein. Aber dann nach Tod und Auferstehung Jesu platzt etwas ganz anderes in die Berufserfahrung und macht eine Neuorientierung notwendig.
Jesus fragt nämlich seinen Petrus, ob er ihn denn auch liebe? Und Petrus bejaht das zunächst ein bisschen schnell und irgendwie halbherzig. Aber dann wird er noch ein zweites und ein drittes Mal gefragt. Liebst du mich? Und Petrus erinnert sich an sein Versagen in der Nacht als er Jesus verleugnet hat. Aber dann gesteht er bebend: "Herr, du weißt alles. Du weißt auch dass ich dich liebe." Und dann bekommt Petrus eine neue Arbeit. "Weide meine Lämmer und Weide meine Schafe" Kann er als gelernter Fischer eine große Herde Schafe hüten? Wer Jesus wirklich liebt mit all den eigenen Stärken und Fähigkeiten, aber auch allen Schwächen und Fehlern, der kann - glaube ich - darauf vertrauen, dass dieser Jesus ihn auf all seinen beruflichen Wegen begleitet und ihnen die Wege finden lässt, die dem Plan Gottes mit ihm entsprechen.