Wie in der Gründungszeit des Instituts herrsche auch jetzt ein Weltkrieg, wenngleich er nur "in Stücken" stattfinde, sagte der Papst bei dem Gottesdienst in der Basilika Santa Maria Maggiore. Unzählige Christen im Nahen Osten litten unter einer dramatischen Verfolgung und einer "immer beunruhigenderen" Diaspora-Situation.
Forschungs- und Ausbildungsstätte
Das Päpstliche Orientalische Institut wurde am 15. Oktober 1917 von Benedikt XV. (1914-1922) als Forschungs- und Ausbildungsstätte gegründet. Jährlich absolvieren dort 350 bis 400 Studenten, vor allem Priester und Ordensleute aus vielen Ländern, ein Zusatzstudium in Ostkirchenkunde. Das Institut nahe Santa Maria Maggiore verfügt über eine Bibliothek von internationalem Rang und spielt eine wichtige Rolle in der Ökumene. Unter den rund 6.500 Absolventen seit der Gründung sind viele spätere Bischöfe, auch der derzeitige Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel.
In einer Botschaft an den Großkanzler des Orientalischen Instituts, Kardinal Leonardo Sandri, schrieb der Papst, im Nahen Osten rührten Krieg und Hass an die Wurzeln eines friedlichen Zusammenlebens. Damit stehe das Institut wie vor 100 Jahren an einem Kreuzungspunkt. Seine Dozenten müssten für alle orientalischen Kirchen offen sein und über die alten Kirchengrenzen hinaus auch der "schmerzlichen geografischen Zerstreuung" der betreffenden Gemeinschaften Rechnung tragen, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Text.
Ökumenischer Auftrag
Weiter unterstrich Franziskus den ökumenischen Auftrag der Einrichtung. Die wachsende Zahl nichtkatholischer Studenten bestätige das Vertrauen, das andere Kirchen in das Institut hätten; eine Aufgabe sei daher auch das Studium jener Fragen, die die Kirchen noch zu trennen schienen, schrieb er an Sandri, der zugleich Präfekt der Ostkirchenkongregation ist.
In dem Institut sollten künftige Seelsorger die Motivation erhalten, in orientalischen Gläubigen an jedem Ort Liebe zu ihrer angestammten Tradition zu wecken, so Franziskus. Von Bischöfen des lateinischen Ritus verlangte er, sich um orientalische Christen ohne eigene Kirchenstrukturen mit einer "angemessenen geistlichen und menschlichen Hilfe" zu kümmern. Im Institut selbst sollen sich nach dem Willen des Papstes die Jesuiten mit einem festen Kern von Ausbildern engagieren.