DOMRADIO.DE: In diesem Jahr haben sich auch die Evangelische Kirche von Westfalen und das Erzbistum Paderborn mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Dortmunder Stadtkirche Sankt Reinoldi beteiligt. Was war die Botschaft dieses Gottesdienstes?
Weihbischof Matthias König (Weihbischof in Paderborn): Über dem ganzen Seniorentag steht in diesem Jahr das Motto "Brücken bauen". Das war natürlich auch eine der Botschaften, die mit in den Gottesdienst hineingenommen wurden. Zum einen geht es um die Brücke zwischen den Konfessionen. Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, und ich durften in einer gemeinsamen Predigt zeigen, dass Katholiken und Protestanten gut miteinander harmonieren.
Das funktioniert eigentlich schon seit Jahrzehnten in Dortmund, meiner Heimat. Schon seit Kindertagen habe ich ganz selbstverständlich erfahren, dass man gut miteinander umgeht.
Und zum anderen geht es auch um die Brücke zwischen den Generationen. Es war ein großer Seniorenchor da, der aus einer Kantorei hervorgegangen ist. Aber auch sechs Mädchen eines Jugendchores, die die Besucher mit ihrem Gesang sehr berührt haben.
DOMRADIO.DE: Die Rentner von heute sind ja sehr aktiv und interessiert. In den Gemeinden stellen sie eigentlich die Basis der Kirche. Welche Themen stehen für unsere Seniorinnen und Senioren, was den Glauben angeht, im Mittelpunkt?
König: Vor zwei Wochen fand ja der Katholikentag statt. Wenn man durch Münster ging, sah man neben den vielen jungen Leuten vor allem die Altersgruppe, die jetzt nicht mehr arbeitet und Zeit für solche Dinge hat. Und wenn Sie an das umfangreiche Programm des Seniorentags denken, dann werden wahrscheinlich in vielen der Foren zu allen möglichen Themen Senioren dabei sein. Ich vermute mal, dass es ganz davon abhängt, woran jemand auch sonst interessiert ist.
Wenn man durch das Programm guckt, ist alles vertreten – auch Themen, die man vielleicht bei Senioren nicht erwarten würde.
DOMRADIO.DE: Was zum Beispiel?
König: Sexualität zum Beispiel. Unsere Generation meint ja oft, das wäre dann vorbei. Es zeigt sich aber, dass das auch für Senioren ein Thema ist. Oder Arbeitsgerechtigkeit oder gerechte Rente – das ist für viele existenziell.
DOMRADIO.DE: Was glauben Sie, können denn die Kirchen tun, um auf unsere Seniorinnen und Senioren vielleicht noch besser einzugehen?
König: Da, wie Sie ja auch sagen, die Senioren oft die tragende Gruppe in unseren Kirchengemeinden ist, glaube ich schon, dass sie mit ihren Bedürfnissen und Belangen wahrgenommen werden. Das wäre ja sonst auch sehr kontraproduktiv.
Von daher habe ich den Eindruck, dass wir wahrscheinlich eher schauen müssen, dass wir auch die Jugend nicht aus dem Blick verlieren. Und dass das eine sich nicht gegen das andere ausspielt.
Das war auch in unseren Kirchengemeinden das Erfolgsrezept, dass Generationen durch den Glauben, durch den Gottesdienst, durch das gemeinsame Tun im karitativen Bereich miteinander verbunden bleiben. Und dass viele ältere Menschen sich auch in der Verkündigung einsetzen, wenn Sie zum Beispiel an die Firmkatechese denken.
Das Interview führte Verena Tröster.