domradio.de: Sie hatten gestern ein ganz interessantes Treffen, nämlich mit Erzbischof Flavien Joseph Melki aus dem Libanon. Wie war das Treffen?
Weihbischof König: Bischof Melki ist der emeritierte Patriarchalvikar der syrisch-katholischen Kirche. Das ist eine ganz kleine Kirche, die ihre Entsprechung in der syrisch-orthodoxen Kirche hat. Und die haben wir zum Beispiel in Paderborn und im Umland öfter vertreten. Das ist die Kirche des Patriarchates von Antiochien, einer der ganz alten Kirchen, die auch zu den altorientalischen Kirchen gezählt wird. Dieser Bischof Melki ist ein ganz interessanter Mann. Er spricht sehr gut Deutsch und hat jetzt auch eine Reise durch Deutschland gemacht, um über die Situation im Libanon und im ganzen Nahen Osten zu sprechen.
domradio.de: Welche Themen standen in Ihrem Gespräch besonders auf der Agenda?
Weihbischof König: Sie können sich denken, dass die Situation in Syrien ein großes Thema war, wo er noch einen langen Konflikt sieht, weil die Christen wissen: Wenn Assad - so schlimm er ist als Diktator - abtritt, gibt es ein Hauen und Stechen zwischen den verschiedenen muslimischen Parteien; und die Christen werden dazwischen zerrieben. Also die hoffen auf eine andere Lösung, als dass da jetzt ein Umsturz kommt.
domradio.de: Waren Sie sich in den Punkten einer Meinung oder haben Sie auch diskutiert über verschiedene Ansätze?
Weihbischof König: Ich kenne die Situation ja nicht. Deshalb habe ich vor allem zugehört und meine Fragen gestellt und fand ganz interessant, was er, der ja nun mitten aus diesem Konfliktherd herauskommt und der in seinem Leben - denken Sie an den libanesischen Bürgerkrieg in den siebziger und achtziger Jahren - schon vieles mitgemacht hat. Deshalb habe ich sehr aufmerksam zugehört.
domradio.de: Schließen Sie besondere Schlüsse für sich daraus oder tragen Sie diese Informationen jetzt noch weiter in Ihrem Bistum?
Weihbischof König: Ich denke, vieles ist auch den Politkern bekannt. Das kommt nicht alles in die Öffentlichkeit, weil das wahrscheinlich einmal von den Menschen hier, die die Situation nicht kennen, kaum verstanden wird. Und zum Anderen muss man ja leider sagen, weil letztlich die Politiker auch das Schicksal der Christen, die ja da eine sehr deutliche Minderheit sind - in Syrien gibt es ungefähr 1,5 Mio. Christen unter 20 Mio. Einwohnern, eine durchaus stattliche Schar - weil das offenbar nicht so interessiert.
Paderborns Weihbischof zur Lage der Christen in Syrien
"Sie werden zerrieben"
Der Paderborner Weihbischof Matthias König spricht im domradio.de-Interview über ein Treffen mit Erzbischof em. Flavien Joseph Melki aus dem Libanon über die Situation der Christen in Syrien nach einem Sturz Assads.
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