domradio.de: Wie hängen denn Klimawandel und Gesundheit genau zusammen?
Prof. Joachim von Braun (Agrarökonom und Präsident der Päpstlichen Wissenschaftsakademie): Bisher denken wir bei Klimawandel vor allem an Temperaturerhöhung, verstärkte Niederschläge und Forstbrände. Aber es ist zunehmend klar geworden – und das haben auch die Mediziner auf dieser Konferenz bestätigt –, dass die Luftverschmutzung, die durch den Klimawandel hervorgerufen wird, gravierende Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrankheiten und Krebs auslösen kann und die Schlaganfallhäufigkeit erhöht. Und das ist die Konsequenz, mit der wir uns bisher viel zu wenig beschäftigt haben.
domradio.de: Das sind sicherlich keine ganz neuen Erkenntnisse. Was wird denn dagegen bislang getan?
von Braun: Doch, das sind völlig neue Erkenntnisse, die in den letzten Jahren erst in Massenstatistiken erhoben werden konnten. Wir müssen Methan-, Ozon- und andere kurzlebige Umweltgase – nicht nur das CO2 – aus der Atmosphäre herausbekommen und die Smog-Situation in den Städten reduzieren. Der Klimawandel ist ein Gesundheitsproblem, nicht nur ein großes Umweltproblem.
domradio.de: Wie setzt sich die Kirche bereits ein?
von Braun: Schon in "Laudato si" hat Papst Franziskus auf die Luftverschmutzungsproblematik und auf die Komplexität unserer Umweltzerstörung hingewiesen. Diese Konferenz unserer Akademie ist gewissermaßen ein Folgeprozess, der daraus hervorgeht. Wir haben dem Papst die Erklärung, die aus der Konferenz hervorgeht, bereits zugeleitet und werden sie auch in den nächsten Tagen veröffentlichen.
Das Gespräch führte Aurelia Rütters.