Wie die Tageszeitung "La Tercera" berichtet, soll Erzbischof Charles Scicluna bis einschließlich Freitag insgesamt 20 Gespräche mit Missbrauchsopfern und Opfervertretern führen. Die Gespräche finden in der Päpstlichen Nuntiatur in Santiago statt.
Missbrauchsopfer: "Gefühl, dass mir zugehört wurde"
Scicluna hatte sich bereits am Samstag in New York mit dem chilenischen Missbrauchsopfer Juan Cruz getroffen, der ein positives Fazit der Unterredung zog. "Ich hatte das erste Mal das Gefühl, dass mir zugehört wurde", sagte Cruz nach dem Treffen. Mit einem bereits drei Jahre alten Brief hatte Cruz den Vatikan in Erklärungsnot gebracht.
In dem inzwischen weltweit bekannten Schreiben belastete Cruz den heutigen Bischof Juan Barros schwer. Dieser habe in den 1980er Jahren als Priester etliche Fälle von sexuellem Missbrauch von Jungen durch seinen inzwischen vom Vatikan verurteilten Amtsbruder Fernando Karadima mit angesehen, ohne dagegen einzuschreiten. Brisant war das Schreiben, weil es den Vatikan bereits drei Wochen vor der Amtseinführung von Barros erreicht haben soll.
Amtseinführung von Bischof Barros von Protesten begleitet
Papst Franziskus hatte während seines Chile-Besuchs im Januar dieses Jahres erklärt, es gebe keine Beweise dafür, dass der 2015 von ihm zum Bischof von Osorno ernannte Barros sexuellen Missbrauch vertuscht habe. Barros' Amtseinführung wurde damals begleitet von heftigen Protesten Hunderter Demonstranten, die gegen seine Bischofsernennung protestierten.
Die Proteste gegen Barros überschatteten auch den Papstbesuch in Chile im Januar. Franziskus entschuldigte sich später für seine Wortwahl und beauftragte den maltesischen Erzbischof Charles Scicluna als Sonderermittler mit der Aufklärung des Falles.