Pakistan sechs Monate nach der Flut

Die Not ist geblieben

Sechs Monate nach Beginn der Jahrhundert-Flut in Pakistan ziehen Hilfsorganisationen eine traurige Bilanz. Laut UN-Kinderhilfswerk Unicef leiden noch immer Zehntausende Kleinkinder an Mangelernährung. Millionen Menschen leben noch immer in Notunterkünften.

 (DR)

Wie das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Freitag (28.01.2011) mitteilte, sind viele Kinder bereits vor der Naturkatastrophe unterernährt gewesen. Eine systematische Untersuchung habe nun gezeigt, dass sich die Situation weiter verschlechtert habe. Im August hatten extreme Regenfälle weite Teile Pakistans überschwemmt, mehr als 20 Millionen Menschen hatten unter Überflutungen zu leiden.



Die Vereinten Nationen hatten zur Bewältigung der Krise um Spenden in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar gebeten. Bisher stellte die internationale Gemeinschaft erst etwas mehr als die Hälfte davon bereit.



Mehr als vier Millionen Menschen leben immer noch in Notunterkünften, wie das Hilfswerk "Save the Children" am Donnerstag in Berlin erklärte. Schlechte Hygiene und die eisige Kälte im Norden führten vor allem bei Kleinkindern zu lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten.



Oxfam: Krise noch lange nicht überwunden

Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes kehren zurzeit viele Menschen zu ihren zerstörten Häusern zurück. Die Familien benötigten Baumaterial, winterfeste Unterkünfte und weitere Starthilfe. Das Rote Kreuz rechnet damit, dass die Wiederaufbauarbeiten bis Ende 2013 andauern werden.



Auch nach Einschätzung des Hilfswerks Oxfam ist die Krise noch lange nicht überwunden. Die Organisation sieht mit Sorge, dass die pakistanische Regierung ihr Nothilfeprogramm am 31. Januar in den meisten vom Hochwasser heimgesuchten Gebieten beenden will. Eine große Zahl von Menschen sei immer noch auf Hilfe angewiesen, kritisierte Oxfam.



Schwerste Überschwemmungen seit 100 Jahren

Im Juli 2010 hatte ein ungewöhnlich heftiger Monsun-Regen im Nord-Westen Pakistans eingesetzt. Ganze Landstriche wurden überflutet. Die Wassermassen drangen immer weiter Richtung Süden vor, überschwemmten auf dem Weg zum Meer Felder und Dörfer. Das Hochwasser bedeckte eine Fläche von der Größe Englands.



Es waren die schwersten Überschwemmungen in der Region seit fast 100 Jahren. Um die 1.700 Menschen kamen ums Leben, rund 20 Millionen waren vom Hochwasser betroffen. Etwa 1,7 Millionen Häuser wurden von den Wassermassen niedergerissen. Die Flut zerstörte zudem mehr als 2,2 Millionen Hektar Ackerland.



Caritas zieht positive Bilanz der Hilfe

Eine positive Bilanz über die eigene Hilfe nach der Flutkatastrophe in Pakistan zog unterdessen Caritas international. Wie das katholische Hilfswerk am Freitag in Freiburg mitteilte, konnten dank der länderübergreifenden Hilfe im ersten Halbjahr viele Menschenleben gerettet werden. Die Caritas selbst leistete nach eigenen Angaben Nothilfe für mehr als 150.000 Menschen.



Es gelte, den im Herbst begonnenen Wiederaufbau voranzutreiben. Hunderttausende seien obdachlos oder lebten in Notunterkünften. Es müsse verhindert werden, dass es "zur Katastrophe nach der Katastrophe" komme, so Caritas international. Außerordentlich positiv sei die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung vor Ort. Der Radikalismus einzelner dürfe nicht der Gesamtbevölkerung angelastet werden. Erklärtes Ziel der Caritas bleibe es, zur Verständigung zwischen den Kulturen und Religionen beizutragen. Der Wiederaufbau biete die Chance, Konflikte zu überwinden.