Pallottiner gratulieren Kasper mit Festakt und Symposium

"Theologie ist nicht Gottesgeschwätz"

Die Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar (PTHV) der Pallottiner hat am Wochenende den 75. Geburtstag des deutschen Kurienkardinals Walter Kasper in dessen Beisein gefeiert. Es sei "höchste Zeit", von Gott zu reden, sagte Kasper. In Westeuropa sei eine Wiederkehr des Atheismus und atheistischer Propaganda zu beobachten.

Autor/in:
Peter de Groot
 (DR)

Man denke etwa an die auf dem aktuellen Buchmarkt erfolgreichen Abhandlungen «Der Gotteswahn» von Richard Dawkins und «Gott ist nicht groß» von Christopher Hitchens. Auch von einer Wiederkehr der Religion sprach Kasper. Die aber führe keineswegs einfach zum christlichen Gottesglauben zurück.

In dieser Situation habe die Theologie zwar eine Chance, sie sei aber auch ganz neu herausgefordert, so der Kardinal. Theologie sei nicht «Gottesgeschwätz», sondern rational Rechenschaft gebende Rede von Gott. Und Kasper hob hervor, es genüge nicht, nur von vagen Erfahrungen des Göttlichen zu reden. Vielmehr gelte es von dem Gott zu reden, den die Bibel bezeuge - also von Gott, wie er auf dem Angesicht Jesu Christi als menschenfreundlicher Gott offenbar geworden sei. Das tut Kasper selbst nicht zuletzt in seinem 1982 vorgelegten Buch «Der Gott Jesu Christi», das im Ruf eines Standardwerks steht. Soeben erschien im Verlag Herder eine Neuausgabe, als Band 4 der Reihe der Gesammelten Schriften von Kasper.

Dieser äußerte sich in Vallendar bei einem Festakt zu seinem 75.
Geburtstags. Den hatte der Kardinal am 5. März begehen können. Er ist Ehrendokotor der PTHV, zu der ein «Kardinal Walter Kasper Institut» für Theologie, Ökumene und Spiritualität gehört. Doch nicht nur mit dem Festakt gratulierte die Hochschule Kasper. Auch ein Theologisches Symposium zur Gottesfrage gab es. Und es wurde Kasper eine Festschrift mit dem Titel «Gott denken und bezeugen» überreicht, zu der Papst Benedikt XVI. ein sehr persönlich gehaltenes Geleitwort schrieb.

«Bleibendes Geheimnis»

Die Festschrift versammelt Beiträge von 32 Autoren, gliedert sich in die Kapitel «Gott, nach dem wir fragen», «Gott, den wir glauben», «Gott, den wir erfahren» und «Gott, den wir bezeugen». Einige der Autoren referierten bei dem Vallendarer Symposium, stellten ihre in der Festschrift enthaltenen Beiträge vor. So der Mainzer Kardinal Karl Lehmann zum Thema «Gott - das bleibende Geheimnis». Lehmann:
«Geheimnis hat nichts mit Denkfaulheit zu tun. Gott ist nicht in dem Sinn unaussprechlich, dass er nicht verstehbar wäre, dass er uns nicht eine Überfülle von Licht, von Orientierung schenken würde. Er ist unaussprechlich, weil er stets über allem steht, was über ihn ausgesagt werden kann. Er ist wirklich der immer größere Gott.»

Weitere Autoren der Festschrift, der Baseler Bischof Kurt Koch («Die Gottesfrage in Gesellschaft und Kirche») und der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller («Der vergessene Gott? Gotteserfahrung in unserer Zeit»), traten in Vallendar als Referenten auf. Für Koch steht fest: Die heutige Situation zwinge dazu, «die elementarste Lektion unseres Glaubens neu zu buchstabieren, dass das Christentum in seinem Kern Glaube an Gott und das Leben einer persönlichen Gottesbeziehung ist und dass alles Andere daraus folgt». Und Müller kritisierte säkulare Erlösungsmodelle, die sich durch die von ihnen entfachten Gräuel selbst entlarvt hätten.

Hinweis: George Augustin/Klaus Krämer (Hg.): Gott denken und bezeugen. Festschrift für Kardinal Walter Kasper zum 75. Geburtstag.
Mit einem Geleitwort von Papst Benedikt XVI., Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2008, 648 Seiten, 28 Euro. - Walter Kasper: Der Gott Jesu Christi, Walter Kasper Gesammelte Schriften (WKGS) Band 4, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2008, 504 Seiten, 28 Euro.