Vor so etwas graut es jedem Gastgeber einer Großveranstaltung: Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, die Countdown-Uhren zählen nur noch wenige Stunden bis zum Beginn - und dann fällt der Strom aus. Panama und weitere mittelamerikanische Länder waren am Sonntag von einem flächendeckenden Stromausfall betroffen. Nur zwei Tage vor Beginn der vielleicht größten Veranstaltung, die das Land bisher auf die Beine gestellt hat.
Keine Metro, kein Telefon
Die Metro fuhr nicht mehr, das Festnetz streikte, die Cafes mussten ihre Gäste vertrösten. Ein solcher Vorfall 48 Stunden später hätte eine ernste Krise auslösen können, zumal die erweiterte Metro-Linie gerade erst in Betrieb genommen worden war. Ein paar tausend Menschen in den Waggons, eventuell sogar über Stunden eingeschlossen, das ist kein einfaches Problemszenario.
Sofort machten Gerüchte die Runde, der zusätzliche Energiebedarf des Weltjugendtages, der am Dienstag begann und bis Sonntag dauert, könne die Ursache sein. Alles falsch, beteuerte Panamas Präsident Juan Carlos Varela auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz. Immerhin gab es auch gute Nachrichten: Die Notfallversorgung habe funktioniert, ebenso der Betrieb auf dem internationalen Flughafen Tocumen. Ein ungutes Gefühl bleibt trotzdem.
Es ist nicht die einzige Panne, die im Vorfeld des Weltjugendtages, zu dem mehr als 150.000 Pilger erwartet werden, für Aufregung sorgte.
Lufthansa-Maschine streikte
So wurde die Anreise zum Weltjugendtag in Panama für manche Pilger aus Deutschland und den Nachbarländern zum Hindernisparcours. Rund 70 Teilnehmer aus Polen, Luxemburg und Deutschland konnten am Sonntagmorgen nicht von Frankfurt in Richtung Mittelamerika reisen, weil eine Lufthansa-Maschine wegen eines technischen Defekts nicht starten konnte. Zu den Betroffenen gehörten auch die deutschen Weihbischöfe Udo Benz (Mainz) und Rolf Steinhäuser (Köln) sowie der Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich.
Ein Teil der Pilger konnte im Verlauf des Tages auf andere Maschinen - etwa Richtung Brasilien - umgebucht werden. Andere flogen erst am Montag Richtung Panama City. 20 Teilnehmer aus Köln hatten bereits einige Tage zuvor wegen des Streiks des Sicherheitspersonals am Frankfurter Flughafen nicht in Richtung Panama aufbrechen können. Einige von ihnen waren jetzt erneut von der Panne betroffen.
Das ist aber nichts im Vergleich zu dem, was rund 400 Pilger aus Mexiko durchmachen mussten.
Pilger aus Mexiko wurden betrogen
Sie wurden Opfer eines dreisten Betruges: Eine scheinbar seriöse Organisation hatte den Pilgern ein Reiseangebot unterbreitet, das unter anderem Flug, Anmeldung und Unterkunft beinhalten sollte. Als die ersten Passagiere am Flughafen Mexiko-Stadt ankamen, erlebten sie eine böse Überraschung. Der "Reiseveranstalter" war abgetaucht, die Tickets nicht aufzutreiben. Die Betrugsopfer stammten aus elf verschiedenen Diözesen Mexikos. Wie viele von ihnen es zum Weltjugendtag geschafft haben, ist nicht bekannt.
Technische Probleme gab es unterdessen beim aufwendigen Akkreditierungsprozess für den Weltjugendtag. Das Organisationskomitee bat am Montagabend (Ortszeit) die angemeldeten Journalisten um Entschuldigung, die von einer Verspätung bei der Auslieferung ihrer Ausweise betroffen waren.
Doch es gab auch eine erfreuliche Entwicklung: Die akkreditierten Medien können kurzfristig noch einmal umdisponieren und ihr Personal für die einzelnen Veranstaltungen neu organisieren.
"Wir sind Zeugen der Geschichte"
Der guten Stimmung unter den Pilgern taten die Probleme im Vorfeld keinen Abbruch. Die rund 27.000 freiwilligen Helfer und WJT-Besucher, die bis zum Montag in Panama eingetroffen waren, bereiten sich voller Vorfreude auf das Großereignis vor. "Das ist ein Event des Landes, an dem alle Panamaer teilhaben", sagte Präsident Varela am Montag (Ortszeit). Panama sei Gastgeber der Jugend der Welt. Er sei stolz auf die geleistete Arbeit der ganzen Nation, so Varela: "Wir sind Zeugen der Geschichte."
Der Weltjugendtag wird von der katholischen Kirche ausgerichtet und geht auf eine Initiative des heiligen Johannes Paul II. (1978-2005) zurück. Im Wechsel werden die Weltjugendtage in kleinerem Rahmen in den Bistümern vor Ort organisiert und alle zwei bis drei Jahre als weltweites Großtreffen.
Von Tobias Käufer