Papst auf erster Pastoralreise in Italien

Am Grab des Augustinus

Papst Benedikt XVI. hat am Sonntagabend das Grab seines geistigen Lehrers Aurelius Augustinus (354-430) in Pavia besucht und dabei den Heiligen als Leitbild für heutige Christen empfohlen. Noch immer gelte die Botschaft des Kirchenlehrers, dass die Liebe "die Seele des kirchlichen Lebens" sei, sagte der Papst. Während des Gottesdienstes war die Kristall-Urne mit 226 Gebeinfragmenten des nordafrikanischen Bischofs ausgestellt, die sich seit dem achten Jahrhundert in Pavia befinden. Joseph Ratzinger hatte 1953 seine Doktorarbeit über das Kirchenverständnis von Augustinus geschrieben.

 (DR)

Der Papst erinnerte an seine erste, im Januar 2006 erschienene Enzyklika "Deus caritas est" ("Gott ist die Liebe"). Dieses Lehrschreiben verdanke sich weithin dem Denken des heiligen Augustinus. "Gott ist Liebe. Alles muss von hier ausgehen und alles muss hier zusammenlaufen: jede pastorale Aktion, jede theologische Abhandlung", unterstrich Benedikt XVI. Die Botschaft von der Liebe Gottes und der Hingabe Jesu für die Menschen, die Augustinus "die Augen geöffnet" habe, sei "das Herz des Evangeliums, der innerste Kern des Christentums".

Die Gläubigen rief er zu einem christlichen Zeugnis und konkreter Nächstenliebe auf. Der Glaube müsse sich auch in einem vom Evangelium geleiteten moralischen Lebensstil niederschlagen. Dieser sei "unausweichlich gegenläufig zu den Kriterien der Welt", solle aber demütig, respektvoll und herzlich gelebt werden, sagte der Papst. Mit der Vesper in der Augustinerkirche endete seine erste, anderthalbtägige Pastoralreise innerhalb Italiens. Dabei hatte Benedikt XVI. die bei Mailand gelegenen Bistümer Vigevano und Pavia besucht.

Papst warnt vor Fragmentierung der Wissenschaft
Vor dem Gebet am Augustinusgrab war der Papst am Nachmittag mit Universitätsangehörigen zusammengetroffen. Dabei sagte er, die persönliche und intellektuelle Entwicklung Augustinus' bezeuge eine "fruchtbare Wechselwirkung von Glaube und Kultur". Der Bischof von Hippo habe die "erste große Synthese von philosophischem und theologischem Denken" geleistet, unterstrich Benedikt XVI.

Der Papst warnte vor einer Fragmentierung der wissenschaftlichen Disziplinen. Es sei notwendig, die menschliche Person in den Mittelpunkt zu stellen und eine einheitliche Perspektive des Wissens wiederzugewinnen. Die Forschung müsse sich auch existenziellen Fragen öffnen. Während die Forschung zum Wissen tendiere, habe der Mensch auch Weisheit nötig.