Papst beendet mit Besuch in Estland Baltikumreise

"Gedenken an Ursprung der Freiheit wach halten"

Papst Franziskus beendet seine Baltikumreise mit einem Besuch in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Bei einem Empfang durch Staatspräsidentin Kersti Kaljulaid mahnte der Papst, das Gedenken an den Ursprung der Freiheit wach zu halten.

Kersti Kaljulaid, Staatspräsidentin von Estland, und Papst Franziskus während der Willkommenszeremonie / © Paul Haring (KNA)
Kersti Kaljulaid, Staatspräsidentin von Estland, und Papst Franziskus während der Willkommenszeremonie / © Paul Haring ( KNA )

Estland soll nach den Worten von Papst Franziskus die Erinnerung an den Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit lebendig halten. Der erreichte Fortschritt verdanke sich der Mühe, der Arbeit, dem Geist und dem Glauben der früheren Generation, betonte er bei einem Empfang durch Staatspräsidentin Kersti Kaljulaid am Dienstag in Tallinn. Dabei verwies er auf das gute internationale Abschneiden Estlands bei Entwicklung, Pressefreiheit, Demokratie und politischer Freiheit.

Diplomatischer Rückhalt durch den Vatikan

Kaljulaid erinnerte ihrerseits an den diplomatischen Rückhalt durch den Vatikan während der sowjetischen Besatzung. So habe die Kirchenleitung den Posten des Bischofs für Estland ausdrücklich "aus politischen Gründen" unbesetzt gelassen. Der Heilige Stuhl sei damals "eine Quelle spiritueller Kraft für die europäischen Länder in der Gefangenschaft des Kommunismus" gewesen.

Die Präsidentin sagte weiter, in einer Zeit raschen Wandels und wirtschaftlicher Entwicklung dürften die Schwächsten in der Gesellschaft nicht vernachlässigt werden. Wirtschaftlicher Erfolg verpflichte zur Sorge für andere.

Papst Franziskus rief dazu auf, in der neuen Generation das Bewusstsein der Zugehörigkeit zu einem Volk und einer Kultur lebendig zu halten. Wer junge Menschen dieser Wurzeln beraube, nehme ihnen "die Fähigkeit zu träumen, zu wagen, zu schaffen".

Estland habe "Riesenschritte" vollzogen

"Es gibt keine schlimmere Entfremdung, als erfahren zu müssen, keine Wurzeln zu haben und zu niemandem zu gehören", so der Papst. Ein Land könne nur in dem Maß fruchtbar sein und Zukunft schaffen, wie es Zusammengehörigkeit vermittle und "Bindungen zur Integration unter den Generationen und seinen verschiedenen Gemeinschaften" hervorbringe.

Estland habe seit der Befreiung von sowjetischer Herrschaft "Riesenschritte" vollzogen, sagte Franziskus. Allerdings sei Wohlstand "nicht immer bedeutungsgleich mit gut leben". Das Vertrauen in technologischen Fortschritt dürfe nicht die Fähigkeit zwischenmenschlicher, generationen- und kulturübergreifender Bindungen verkümmern lassen. Darin liege auch eine der wichtigsten Aufgaben von Verantwortungsträgern in Gesellschaft, Politik, Bildung und Religion.

Papst beendet Baltikumreise

Mit dem Tagesbesuch in Tallinn beendet Franziskus seine am Samstag begonnene Baltikum-Reise. Nach einer privaten Unterredung mit Staatspräsidentin Kersti Kaljulaid hält er im Rosengarten des Präsidentenpalais eine Rede vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft. Am Nachmittag feiert Franziskus auf dem Freiheitsplatz von Tallinn eine Messe. Anschließend fliegt er nach Rom zurück.

Estland ist die letzte Station der am Samstag begonnenen Reise, die den Papst zuvor nach Litauen und Lettland führte. Auf dem Programm des neunstündigen Aufenthalts in Tallinn stehen ferner ein ökumenisches Jugendtreffen in der lutherischen Karlskirche und der Besuch einer katholischen Sozialstation.

In Estland gehören weniger als 30 Prozent der Bevölkerung einer Religionsgemeinschaft an. Die katholische Kirche zählt laut eigenen Angaben 6.500 Mitglieder unter den 1,3 Millionen Einwohnern, das entspricht 0,5 Prozent.

Themen des Papstbesuchs dürften erwartungsgemäß der Beitrag der Kirchen für das soziale Leben des Staates sein, ebenso die ökumenische Zusammenarbeit. In den anderen beiden baltischen Staaten sprach Franziskus die Erinnerung an die Sowjetvergangenheit und die Gefahr neuer Fremdenfeindlichkeit, den Umgang mit ethnischen Minderheiten und Zukunftschancen für junge Menschen an.


Papst Franziskus wird am estischen Präsidentenpalast mit militärischen Ehren begrüßt / © Mindaugas Kulbis (dpa)
Papst Franziskus wird am estischen Präsidentenpalast mit militärischen Ehren begrüßt / © Mindaugas Kulbis ( dpa )

Papst Franziskus wird von Kersti Kaljulaid, Präsidentin von Estland, begrüßt / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus wird von Kersti Kaljulaid, Präsidentin von Estland, begrüßt / © Andrew Medichini ( dpa )
Quelle:
KNA