Papst befürwortet mehr Steuern für Milliardäre

Warnung vor Sozialdarwinismus

In Lateinamerika tobt eine erbitterte Debatte um die Rechte von Plattformen wie X und von Milliardären wie Elon Musk. Nun hat sich auch der Papst zu Wort gemeldet. Er forderte auf, sich an die Gesetze zu halten und Steuern zu zahlen.

Bündel Banknoten (shutterstock)

Mit Blick auf Informationstechnologie formulierte der Papst: "Ich fordere die Unternehmer dieser Technologien und die Betreiber der digitalen Plattformen auf: Legen Sie die Arroganz ab, zu meinen, dass Sie über dem Gesetz stehen! Respektieren Sie (die Gesetze) der Länder, in denen Sie arbeiten und übernehmen Sie Verantwortung für das, was auf Ihren Plattformen passiert!"

Papst Franziskus auf dem Petersplatz / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus auf dem Petersplatz / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Der Papst äußerte sich bei einer Begegnung mit Vertretern sogenannter Volksbewegungen aus Lateinamerika. Das Treffen fand am Freitagmittag in einem Vatikan-Gebäude im römischen Stadtteil Trastevere statt. 

Anlass war der zehnte Jahrestag der ersten Begegnung des Papstes mit Vertretern der Bewegung, die in Lateinamerika mit linken Gewerkschaften verbündet ist.

Klare Ansage an Plattformbetreiber

In der teilweise frei gehaltenen rund einstündigen Rede auf Spanisch warnte der Papst, wenn die Kategorie der Nächstenliebe fehle, verfalle man in den Sozialdarwinismus, in dem das Gesetz des Stärkeren gelte. Und das rechtfertige zuerst die Gleichgültigkeit, dann die Grausamkeit und dann die Vernichtung.

Tesla-Chef Elon Musk / © Patrick Pleul (dpa)
Tesla-Chef Elon Musk / © Patrick Pleul ( dpa )


Die Betreiber seien verpflichtet, die Verbreitung von Hass, Gewalt und Fake News sowie von extremer Polarisierung und Rassismus zu vermeiden. "Sie dürfen die Daten der Bürger und der öffentlichen Institutionen nicht allein für Ihren Profit ausnutzen, ohne etwas an die Menschen zurückzugeben. Bitte  halten Sie sich nicht für etwas Höheres, und noch ein kleiner Rat: Zahlen Sie Steuern!"

Zum Thema Reichensteuer im Allgemeinen bemerkte der Papst, das herrschende Wirtschaftssystem erlaube es einigen Menschen, enorme und oft lächerliche Reichtümer anzuhäufen. Zu Recht werde das als unmoralisch beurteilt. Es sei gut, dass man mehr Steuern von den Milliardären fordere.

Bitte, die Reichtümer zu teilen

"Ich bete dafür, dass die wirtschaftlich Mächtigen aus ihrer Isolation herauskommen, die falsche Sicherheit des Geldes hinter sich lassen und sich öffnen, um die Reichtümer zu teilen, denn die haben eine universale Bestimmung, weil sie aus der Schöpfung kommen" erklärte der Papst. 

"Wenn dieser kleine Prozentsatz an Milliardären, die den größten Teil der Reichtümer des Planeten für sich vereinnahmt, sich dazu entschließen würde, sie brüderlich zu teilen, wie gut wäre das für sie selbst und wie gerecht für alle! Ich bitte die Privilegierten der Welt, dass sie Mut haben, diesen Schritt zu gehen. Sie wären dann viel glücklicher und wir alle würden noch mehr Brüder sein."

Ein Viertel aller jungen Menschen sind laut einer Studie armutsgefährdet

Rund ein Viertel aller jungen Menschen unter 25 Jahren ist laut einer neuen Studie in Deutschland armutsgefährdet. Dadurch hätten die jungen Menschen schlechtere Entwicklungs- und Teilhabechancen, heißt es in der vorgestellten Untersuchung der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS). Die Studie trägt den Titel "Monitor Jugendarmut in Deutschland 2022".

Jugendarmut Symbolbild / © Ground Picture (shutterstock)
Jugendarmut Symbolbild / © Ground Picture ( shutterstock )
Quelle:
KNA