Papst Franziskus beklagte bei dem Treffen mit Senioren aus aller Welt Missstände im Umgang mit alten Menschen. Oft vegetierten Betagte von den Mitmenschen vergessen vor sich hin, beklagte er am Sonntag vor mehreren zehntausend Senioren auf dem Petersplatz. "Eine Nation, die ihre Großeltern nicht gut behandelt, hat keine Zukunft", sagte Franziskus. Altenheime sollten keine Gefängnisse sein, sondern ein Zuhause und "Heiligtümer der Humanität", so der Papst. Er forderte zum Widerstand gegen eine "Kultur der Entsorgung" auf, die Alte ebenso wie arbeitslose Jugendliche und Kinder ausgrenze. Zugleich mahnte Franziskus einen Dialog der Generationen an. Kinder sollten mit Dankbarkeit "den Staffelstab des Lebens aus der Hand ihrer Eltern" übernehmen.
An der Begegnung unter dem Titel "Der Segen des langen Lebens" nahm auch Benedikt XVI. teil. Es war der erste öffentliche Auftritt des 87 Jahre alten emeritierten Papstes seit fünf Monaten. Benedikt XVI. sei für ihn wie ein "weiser Großvater im Haus", sagte Franziskus. Unter den Teilnehmern aus mehr als 20 Nationen waren auch kurdische Flüchtlinge aus dem Irak, die vor der Terrormiliz "Islamischer Staat" geflohen waren. Sie berichteten von ihrem Schicksal und wurden vom Papst persönlich begrüßt.
Verständnis für die Jugend
Weiter äußerte Franziskus Verständnis für ein Aufbegehren von Jugendlichen gegen die Älteren. Danach gelte es jedoch wieder ein "neues fruchtbares Gleichgewicht" zwischen den Generationen zu finden. Andernfalls drohe eine "schwerwiegende geistige Verarmung".
Der Papst wies zudem die Behauptung zurück, Jesus habe das "Gesetz der Familie und des Übergangs der Generationen" aufgehoben. Zwar seien Beziehung zu Jesus und der Wille Gottes wichtiger als Blutsbande; doch letztlich würden dadurch die familiären Bindungen an Eltern, Geschwister und Großeltern "mit dem Saft des Evangeliums und des Heiligen Geistes" erneuert und vollendet.