Papst Benedikt XVI. besucht 2012 Kuba

"Er kommt als Freund"

Nun ist es offiziell: Benedikt XVI. wird im kommenden Jahr Mexiko und Kuba besuchen. Zehn Jahre lang war Michael Bautz auf dem sozialistischen Inselstaat als Missionar tätig. Im domradio.de-Interview spricht der heutige Generalvikar des Bistums Dresden-Meißen über die Rolle der Kirche in dem Land und die Erwartungen an die Papst-Reise.

 (DR)

domradio.de: Sie haben ja fast zehn Jahre in Kuba gelebt. Was bedeutet der Besuch des Papstes nun für die Menschen?

Bautz: Das kubanische Volk ist ein sehr liebenswürdiges und kommunikatives Volk. Besuch spielt auch im ganz normalen Leben eine ganz große Rolle. Und hier kommt ja ein hoher Besuch. Man merkt die Freude über die Ehrung, die der Papst dem Volk schenkt. Er kommt gleichsam als Freund und als Familienangehöriger. Und sogleich ist die Erinnerung lebendig an den Besuch von Johannes Paul II. vor einigen Jahren. Das ist ein Zeichen: Der Heilige Vater hat das Volk nicht vergessen.



domradio.de: Was hat sich seit damals, Johannes Paul II. war 1998 dort, getan? Hat sich die Beziehung zwischen Kuba und Vatikan verbessert?

Bautz: Man kann davon ausgehen. Es ist natürlich immer eine Frage der Tagespolitik. Der Staat ist angewiesen auf die katholische Kirche - und die Kirche natürlich darauf, dass der Staat nicht zu sehr direkt eingreift. Es ist zumindest die Hoffnung da, dass etwas wachsen wird. Mit jedem Besuch ist eine Hoffnung verbunden.



domradio.de: Waren Sie eigentlich überrascht, als bestätigt wurde, dass Benedikt nächstes Jahr nach Kuba reisen wird?

Bautz: Überrascht war ich schon. Der Papst ist ja schließlich nicht 50. Die erste Mitteilung erfuhr ich direkt von den kubanischen Gemeinden, wo ich mal tätig war. Sie haben angerufen und mich eingeladen zum Besuch.



domradio.de: Und fahren Sie hin?

Bautz: Das ist noch nicht entschieden. Aber grundsätzlich ist alles, was Hoffnung macht, ein gutes Lebensmedikament für die Kubaner. Ein Papstbesuch ist das Beste, was dem kubanischen Volk passieren kann. Die Menschen schätzen die Glaubwürdigkeit. Hier kommt einer, dem man Glauben schenken kann, der die Wahrheit sagt, der vertrauenswürdig ist. Das sind ja alles Vokabeln, die im alltäglichen Leben Fremdworte geworden sind. Deswegen ist der Papst einer, der dem kubanischen Volk auch zu eigenen Leben hilft.



domradio.de: Ist das auch ein Grund für die Entscheidung des Papstes für Kuba als Reiseziel?

Bautz: Auf jeden Fall. Natürlich wurde er von einem der Castro-Brüder eingeladen, und auch Kardinal Ortega weiß: Der Papst ist wichtig für uns, er hat ein Charisma und gewinnt die Herzen der Menschen. Alle seine Reisen begannen immer mit Misstrauen gegenüber dem Papst. England, Deutschland. Und am Schluss stand dann Bewunderung. Er ist wirklich Hirte, seine Worte erreichen die Menschen. Seine Pfarrei ist die Welt.



domradio.de: Sie kennen sich in Kuba ja sehr gut aus. Was wird Benedikt dort vorfinden? Wie ist die Situation der Katholischen Kirche in Kuba?

Bautz: Die Menschen erwarten Freiheit - der Rede, der Reise und der Wirtschaft. Die Kirche erwartet Freiheit, in der Gesellschaft wirken zu dürfen, in der Erziehung und in der Bildung Einfluss nehmen zu können. Das ist schon viel. Doch man sollte die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Aber steter Tropfen höhlt den Stein. Diese Reise wird ihre Wirkung haben.



Das Gespräch führte Uta Vorbrodt.