Papst Benedikt XVI. besucht Benin

Zwischen Voodoo, Christentum und Entwicklungsproblemen

Über die Landesgrenzen hinaus ist Benin eigentlich nur für eins bekannt: als "Wiege des Voodoo" - jenes traditionellen Glaubens, der in weiten Teilen Westafrikas bis heute praktiziert wird. Offenbar ist das Land aber auch ein wenig des Papstes Liebling:
Nach zwei Besuchen von Johannes Paul II. (1978-2005) wird nun am Freitag Benedikt XVI. in Benin erwartet.

Autor/in:
Katrin Gänsler
 (DR)

Das katholische Kirchenoberhaupt wird ein Land besuchen, das zwar als gesellschaftlich stabil gilt, wirtschaftlich in den kommenden Jahren jedoch vor großen Herausforderungen steht. Genau einmal hat Benin in diesem Jahr international für Schlagzeilen gesorgt: Im Frühjahr mussten die Präsidentschaftswahlen gleich zweimal verschoben werden. Der Grund: eine schlechte Vorbereitung und mehr als 100.000 Wähler, die nicht rechtzeitig ins Wählerregister eingetragen waren.



Benin hat Reformen bitter nötig

Die Verschiebung hat allerdings nichts daran geändert, dass Amtsinhaber Boni Yayi wiedergewählt wurde und seitdem mit dem Parteienzusammenschluss Force Cauris pour un Benin Emergent (FCBE) über eine Mehrheit im Parlament verfügt. "Das Parlament ist deutlich produktiver geworden. Es versucht, viele kontroverse Reformen anzustoßen. Dazu gehören die Überarbeitung der Verfassung, die Einführung eines neuen Zollregimes oder auch ein neues Gesetz gegen Korruption", sagt Uta Dirksen, Repräsentantin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Benin.



Reformen scheinen in dem westafrikanischen Land, in dem rund 9,3 Millionen Menschen leben, bitter nötig. Noch immer hängt es von landwirtschaftlichen Produkten, vor allem Baumwolle, ab. Weitere Staatseinnahmen stammen aus dem Hafen von Cotonou, über den viele Güter für die Nachbarländer eingeführt werden. Nach Schätzungen des Kinderhilfswerks UNICEF lag das Pro-Kopf-Einkommen 2009 bei 750 US-Dollar (Tageskurs: 550 Euro). Nur rund 41 Prozent aller Menschen über 15 Jahren können lesen und schreiben.



Auf die Schnelle kann sich diese Situation nicht ändern, schätzt auch Femy Dieudonne Hoinsou, Direktor der nichtstaatlichen Organisation Social Watch Benin. "Es gab ein großes Ziel: Die Armut sollte bis 2015 der Vergangenheit angehören. Das werden wir nicht erreichen." Trotz dieser Rahmenbedingungen gilt Benin vor allem im Vergleich zum großen Nachbarn Nigeria als friedlich.



Enge Bindung an die Religion

Darüber hinaus ist es ein Land mit wechselvoller Geschichte. Bis ins 19. Jahrhundert war es ein Zentrum des Sklavenhandels - woran heute am Strand von Ouidah das riesige Denkmal "Tor ohne Wiederkehr" erinnert. Später wurde es französische Kolonie, die 1960 ihre Unabhängigkeit erhielt, damals noch unter dem Namen Dahomey. Erst 1975 erhielt das Land den Namen Benin - mit dem Einzug des Kommunismus. Nach dem Zusammenbruch der früheren Sowjetunion wurde 1991 schließlich ein Mehrparteiensystem eingeführt.



Geblieben ist in auch über diese Jahrzehnte eine enge Bindung an die Religion. Größte Religionsgemeinschaft sind die Christen mit offiziell 42 Prozent der Bevölkerung, die Mehrzahl davon katholisch; das päpstliche Jahrbuch verzeichnet rund 3 Millionen Katholiken. 28 Prozent bekennen sich zum Islam, offiziell rund 23 Prozent zu Naturreligionen.



Allerdings verwischen die Grenzen - gerade in Benin. Wie in keinem anderen Land Westafrikas wird dort der alte Religion Voodoo praktiziert. So sehr, dass sie seit ein paar Jahren mit dem 11. Januar sogar einen eigenen staatlichen Feiertag bekommen hat. Was für westliche Ohren exotisch klingt, lässt sich am ehesten mit der germanischen oder altgriechischen Götterwelt erklären. Neben Gottvater und Gottmutter gibt es viele Götter, die ganz bestimmte Funktionen erfüllen und etwa Schmiede, Fischer oder auch werdende Mütter beschützen.



Heiligenstatuen neben Vodoo-Altären

Überall in den Dörfern - besonders entlang der Küste - finden sich deshalb viele Voodoo-Altäre. Vor allem nachts ertönen Trommelklänge und kündigen Voodoo-Zeremonien an. Und ganz in der Nähe stehen Kirchen und Heiligenstatuen. Für viele Beniner ist das übrigens kein Widerspruch. Man praktiziert, was gerade am besten passt.