Papst Benedikt XVI. genießt offenbar seine Urlaubstage in Südtirol

Viel Privatheit und ein öffentliches Gebet

"Ich freue mich, dass ich noch einmal in meine Vergangenheit zurückwandern und in die Zukunft vorauswandern kann, im schönen Brixen, in diesem schönen Land." Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt während des Urlaubs präsentierte sich Papst Benedikt XVI. am Sonntag braungebrannt und sichtlich erholt den Gläubigen.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Papst Benedikt XVI.: In den Erholungsurlaub (KNA)
Papst Benedikt XVI.: In den Erholungsurlaub / ( KNA )

"In einer Region, wo Kunst, Kultur und Güte der Menschen sich miteinander verbinden", fügte er vor rund 10.000 Gläubigen auf dem Domplatz des Touristenortes hinzu.

Benedikt XVI. nutzte die Tage seit seiner Ankunft zur gründlichen Erholung. Gerade zwei Wochen sind seit dem wohl strapaziösesten Event seines Pontifikats vergangen: dem Weltjugendtag in Australien samt 20-stündigem Flug. Sein Quartier im Brixener Priesterseminar, in dem er jetzt bereits zum elften Mal in der "Bischofswohnung" logiert, hat er noch nicht verlassen.

Er verbringt den Tag mit Lesen und Klavierspielen, im Gebet und mit der Arbeit am zweiten Band seines Jesus-Buchs, wie Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte. Einziges Lebenszeichen für die Außenwelt sind Fotos des "Osservatore Romano". Sie zeigen Benedikt XVI. angeregt beim Spaziergang im Seminargarten mit seinem drei Jahre älteren Bruder, Monsignore Georg Ratzinger, oder im meditierenden Gebet mit seinem Sekretär, Prälat Georg Gänswein.

Der Papst macht sich rar
Der Papst macht sich an seinem Urlaubsort bislang rar. So wurde in Brixen auch schon Enttäuschung laut. Denn so sehr im Vorfeld die Angst vor Dauerstaus, Sperrzonen, ja einem Belagerungszustand umging: Bislang konnte man den prominenten Gast nur in den Auslagen der Buchläden und auf vielen mehr oder weniger geschmackvollen Souvenirs der Andenkenläden bestaunen. Vielleicht erklärt das auch die gelegentlich aufkommende Nervosität, die rund um das Seminar in jeder größeren Limousine mit verdunkelten Scheiben gleich den Papst vermutet.

Am Sonntag aber nahm sich Benedikt XVI. viel Zeit. Statt der üblichen zehn Minuten, die das sonntägliche Mittagsgebet auf dem Petersplatz dauert, wurde es nun eine halbe Stunde. Wie wohl sich der Papst fühlte, zeigte sich schon daran, dass er sein Manuskript zunächst zur Seite legte und Gruß- und Dankesworte improvisierte.

Statt auf Italienisch, wie von den Herren des Protokolls vorgesehen, begann er auf Deutsch. Er dankte allen, die seinen Urlaub in der herrlichen Umgebung möglich gemacht hatten, dem Bischof, der ein schönes Glaubensfest organisiert habe. Er dankte der politischen und zivilen Führung von Stadt und Provinz, er dankte Polizei und Sicherheitskräften, die auf dem Platz und den umliegenden Dächern postiert waren. Und auch den vielen ehrenamtlichen Helfern.

Urlaub ohne Polit-Prominenz
Der Papst schüttelte viele Hände, von Priestern und Seminaristen, von Bürgermeistern und Ordensfrauen, Organisatoren und Behinderten.  Einzige prominente Gäste von auswärts waren Kardinal Angelo Bagnasco, der als Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz jedes Recht hat, den Papst in Italien willkommen zu heißen, und Kardinal Crescenzio Sepe aus Neapel.

Die Fernsehkameras, die den Auftritt live übertrugen, machten aber keine politische Prominenz aus: weder Italiens Es-Präsidenten Francesco Cossiga noch Ex-Ministerpräsident Romano Prodi, die mancher erwartet hatte. Und auch für die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, die gleichfalls in Südtirol urlaubt, sei keine Papstbegegnung vorgesehen, hieß es in Rom.

Nach 30 Minuten zog sich der Papst durch den mittelalterlichen Kreuzgang wieder ins Innere des Priesterseminars zurück. Vermutlich wird er in der nächsten Woche einige Ausflüge in die Umgebung machen. Das ist dann die große Zeit der Pilzsammler und Paparazzi, die den Papst auf einer einsamen Alm oder in einer entlegenen Wallfahrtskirche zu treffen hoffen. Aber die Chancen sind schlecht.  Denn die vatikanische Gendarmerie weiß aus 20-jähriger Erfahrung, wie sie die Privatheit des Papstes auch im Urlaub schützt. Wie sie seinen Autokonvoi sichert - und Verfolger in die Irre führt.