Papst Benedikt XVI. in Paris empfangen

Sorge um den Planeten, Lob für Laizität

Papst Benedikt XVI. hat zum Auftakt seines Besuchs in Frankreich empfohlen, den modernen Laizitätsbegriff, der für die strikte Trennung von Staat und Kirche steht, zu überdenken. Beim Empfang durch Staatspräsident Nicolas Sarkozy im Elysée-Palast verwies das Oberhaupt der katholischen Kirche auf die unersetzliche Funktion von Religion. Der Beitrag, "den die Religion zur Bildung eines ethischen Grundkonsenses innerhalb der Gesellschaft erbringen kann", müsse deutlicher gemacht werden.

 (DR)



Papst Benedikt XVI. hat sich zum Auftakt seines Frankreichbesuchs besorgt über globale ökologische Probleme geäußert. Er sei beunruhigt über den Zustand des Planeten, sagte das Kirchenoberhaupt in seiner ersten Ansprache beim Empfang im Elyseepalast am Freitag. Die Zeit sei gekommen, «konstruktivere Vorschläge zu machen, um das Wohl der kommenden Generation zu gewährleisten». Zugleich verlangte der Papst dauerhafte gerechte Lösungen zugunsten der Armen weltweit.

Zuvor hatte Staatspräsident Nikolas Sarkozy den Papst offiziell in seinem Amtssitz im Herzen von Paris willkommen geheißen. Zur Begrüßung auf dem roten Teppich im Hof des Palasts war auch Ministerpräsident Francois Fillon anwesend. Sarkozy und Benedikt XVI. unterhielten sich zunächst unter vier Augen.

In seiner offiziellen Begrüßungsrede unterstrich Sarkozy sein Konzept einer «positiven Laizität». Der Dialog mit den Religionen sei legitim für eine Demokratie und entspreche der Laizität. Insbesondere die christliche Religion, mit der Frankreich eine lange Geschichte teile, sei ein lebendiges Erbe des Nachdenkens über Gott, den Menschen und die Gesellschaft. «Es wäre verrückt, sich dessen zu berauben. Es wäre ein Vergehen gegen die Kultur und gegen die Vernunft», sagte er. Eine positive, offene Laizität sei eine Einladung zu Dialog, Toleranz und Respekt.

Nichts wäre schlimmer als eine Wiederaufnahme der Religionskriege, warnte der Präsident. Das Gespräch mit und unter den Religionen sei eines der großen Themen des 21. Jahrhunderts. Die politisch Verantwortlichen könnten nicht umhin, sich dafür zu interessieren. Aber sie könnten nur dann zu diesem Dialog beitragen, wenn sie die Religionen respektierten.

In seiner Entgegnung würdigte der Papst die grundsätzliche Trennung von Religion und Politik. Deren Lösungsansatz liege schon in dem Christuswort «Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört», so Benedikt XVI. «Gegenwärtig erfreut sich die Kirche in Frankreich einer Ordnung der Freiheit. Das Misstrauen der Vergangenheit hat sich allmählich in einen sachlichen und positiven Dialog verwandelt, der sich zunehmend festigt», sagte der Papst.

Angesichts einer wachsenden Verflechtung der Kulturen sei ein neues Nachdenken über Laizität notwendig, so Benedikt XVI. Eine Trennung zwischen Staat und Kirche garantiere sowohl Religionsfreiheit als auch die Verantwortung des Staates gegenüber seinen Bürgern. Andererseits gelte es, sich «der unersetzlichen Funktion der Religion für die Gewissensbildung bewusst zu werden». Die Religion leiste auch einen wesentlichen Beitrag zur Bildung eines ethischen Grundkonsenses in der Gesellschaft.

Alte und neue Messfeier kein Gegensatz
Während seines Flugs nach Paris hatte Papst Benedikt XVI. klargestellt, dass er die vom Zweiten Vatikanischen Konzil begonnene Liturgiereform nicht rückgängig machen will. Derartige Befürchtungen seien «absolut unbegründet», antwortete das Kirchenoberhaupt auf Journalistenfragen . Die von ihm selbst verfügte allgemeine Wiederzulassung der alten Messe als «außerordentlicher Ritus» stelle einen «Akt der Liebe und der pastoralen Toleranz» für Gläubige dar, die von der vorkonziliaren Gottesdienstform geprägt seien. «Es ist klar, dass die erneuerte Liturgie die ordentliche Liturgie der Kirche ist», betonte der Papst.

In Frankreichs Kirche, wo die Minderheit der Traditionalisten relativ stark ist, hatte der vor einem Jahr in Kraft getretene Papsterlass zur Rehabilitierung der alten Messe für Spannungen gesorgt.

Es gebe keinerlei Gegensatz zwischen der Liturgie des Konzils und der tridentinischen Form des Feierns, so Benedikt XVI. «Es handelt sich um eine natürliche Entwicklung der Liturgie dieses Jahrhunderts, aber die Entwicklung, auch wenn sie sich entwickelt, bewahrt ihre Identität.» Die erneuerte Liturgie betone stärker die gemeinschaftliche Teilnahme am Gottesdienst, sie sei aber mehr als nur eine Versammlung einer Gemeinschaft.